Hi, hab da mal einen interessanten Artikel über Malle gelesen, den ich hier anfügen möchte. Kompliment zu deinem vorzüglichen Geschmack. :
Die besten Nasen der Welt
von Inga Griese
Frederic Malle ist irritiert. Der Mann ist auf elegante Weise schüchtern und meine Frage kam zu plump. Schließlich sind wir nicht bei Douglas sondern im Quartier 206, dem Berliner Kaufhaus für Connisseure und Malle ist weniger Händler als vor allem Hüter. Bewahrer der großen Parfumkunst. Natürlich will er auch verkaufen, sonst hätte er ja nicht das diskret-vornehme Geschäft in der Pariser Rue de Grenelle eröffnet oder dem Standort im Quartier 206 - exklusiv versteht sich - zugestimmt. Aber der Franzose will erst erzählen, was er tut, bevor er mir einen Duft empfiehlt, wonach ich ihn gleich am Anfang gefragt hatte. Schließlich folgen seine Parfums keinem Mainstream. Ein uniformgleiches Eau de Toilette, das jeder erkennt wie ein angesagtes Modelabel, damit will er nichts mehr zu tun haben.
Schon als kleiner Junge war er stets umgeben von einer Wolke Eau Savage wie Pig Pen von den Peanuts mit Staub, weil seine Mutter den Duft kreiert hatte. Sein Großvater war schließlich Serge Heftler-Louiche, der "Erfinder" und Besitzer von Parfums Christian Dior, der schöngeistige Vater Louis Malle entwarf unter anderem Diorissimo. Das Parfum seiner Kindheit mag der 42jährige immer noch. Aber damals war der Parfummarkt ein anderer als heute, da vor allem Images kreiert werden. Doch anders als in der Modeszene wird dem Designer nicht gehuldigt. Im Gegenteil, meist wird die "Nase" geheim gehalten.Und selten genug können die Nasen ihrem eigenen Sinn folgen. "Die Parfums werden für Douglas und Flughäfen zugeschnitten", sagt Monsieur Malle und spielt Loriotgleich , wie sich ein typischer Kunde in der Parfumerie verhält: Er steuert direkt auf die Marke mit der größten Anzeigenkampagne zu. All das störte den Feingeist. Und deswegen stehen wir jetzt in einer eleganten Ecke im Erdgeschoss des Departmentstores vor einem Gerät, das an einen Weinkühlschrank erinnert. Nur in diesem Fall sind die Fläschchen darin viel kleiner, aber so kostbar wie ein Saint Emilion Grand Cru allemal. Und so exklusiv wie ein guter Jahrgang. Denn nach vielen Jahren in der Branche, wo er für das legendäre Parfumlabor Roure Bertrand Dupont arbeitete, später dann als Berater von Lacroix, Hermès und Mark Birley, beschloß der ausgebildete Kunsthistoriker und Werbetexter, die eigentlich interessante Seite der Parfumwelt, nämlich die "versteckte", der Öffentlichkeit vorzuführen. "Independant Movies statt Blockbuster", erzählt er anschaulich. Der Familienvater und "Übersetzer der Parfumsprache" wollte den wahren Stars ein Forum bieten, sammelte die "versteckten Primadonnen" ein: Seinem langjährigen Freund Jean-Claude Ellena, den "Meister der wasserfarbenen Aromen" der unter anderem für Bulgari die Green Tea Serie entwickelt hatte und damit gleich einen ganz neuen Dufttrend. Ellena fand die Idee prima, brachte gleich Maurice Roucel an, der einst als Chemiker bei Chanel begonnen hatte und u.a. Gucci Envy mischte. Malle überzeugte mit seinem Konzept ,mit der "Editions de Parfums" Verleger der großen Parfumeure zu sein, auch Edouard Flechier, den "Ronaldo unter den französischen Parfumeuren". Poison etwa stammt von ihm. Und so war es auch nicht schwer Flechiers Schulfreund Piere Bourdon, den Erfinder von "Cool Water" ins Boot zu holen. Zum exklusiven Zirkel gehören noch Dominique Ropion, der Deutsche Ralf Schwieger, der "Künstler" aus dem berühmten Labor Roure sowie als einzige Frau Olivia Giacobetti, die Malle verpflichtete, weil ihm sein Unternehmen zu "pompös vorkam, nur Götter!" und überhaupt die Industrie von Machos geführt werde. Dem wollte er etwas entgegen setzen. Mit "En Passant" hat Olivia Giacobetti einen der schönsten Düfte der "Editions Frederic Malle" entworfen. Und dann sind noch Michel Roudnitska und sein verstorbener Vater Edmond dabei. Der hatte Klassiker wie Femme de Rochas, L`Eau d`Hermès geschaffen, arbeitete lange mit Dior und Malles Großvater. In den 50er Jahren fertigte er einen Duft nur für seine Frau: "Le Parfum de Thérèse", niemand sonst durfte ihn tragen. Jetzt gehört er zur Malle-Collection. Den Parfums für Leute, die sich nicht für Brimborium interessieren, sondern für die Kunst der Gerüche. Ähwm, und ich? "Tragen Sie ruhig weiter Safari..." Schließlich hat Ropion es einst kreiert.