Angst vor der Angst

[Isis]

Original geschrieben von fille
Aber ganz allgemein: Ängste und ihr Ausmaß können Nicht-Betroffene genauso wenig nachvollziehen wie Süchte oder Zwänge.

Danke, fille.

Allerdings bekommt man den Eindruck, der Leidensdruck kann noch nicht hoch genug gewesen sein, wenn solche Leute sich keine professionelle Hilfe suchen. Und man fragt sich, ob sie eventuell in die Kategorie der Menschen fallen, denen das Jammern dann eben doch mehr Spaß macht als die Lösung des Problems.

Also Silke, ich mag Dich ja aber das ist sowas von ignorant gedacht. Ich finde, Du solltest nicht von Dingen sprechen, von denen Du nichts verstehst, sorry

[SiGuenther]

Isis, ich mag dich ja auch, aber ich habe es extra so vorsichtig formuliert, dass wir das "ignorant" hier mal ganz schnell wieder zurücknehmen, ja?

Hast du die Sendung denn auch gesehen?

Und woraus schließt du, dass ich noch nie eine Panikattacke hatte?

[ansa]

Ich freu mich immer wieder, wenn Menschen mit Urteilen schnell bei der Hand sind, was wären wir nur ohne.

[Marlene25]

Leider habe ich den Bericht nicht gesehen, wisst ihr ob der nochmal gebracht wird? Muss RTL2 gewesen sein, oder?

Zu den Echsen kann ich nichts sagen aber die Phobie vorm Erbrechen (Emetophobie) hab ich auch und kenne auch durchs Internet andere Betroffene (auch ein paar persönlich).

Natürlich wirken Phobiker immer hysterisch und übertrieben weil wir es SIND. Die Angst vorm Erbrechen ist so wie alle anderen Phobien nunmal völlig irrational und führt zu seltsamem Vermeidungsverhalten und kann nicht von jemand beurteilt werden, der diese Ängste nicht kennt. Ich kann zB einen Kübel neben meinem Bett haben, eine andere Phobikerin die ich kenne kann nicht mal ausser Sichtweite eine Papiertüte griffbereit halten wenn ihr schlecht ist. Dafür hat sie wieder nicht solche panische Angst wie ich vor Betrunkenen. Ich gehe davon aus dass die gezeigte Frau ihre Angst nicht bewusst übertrieben oder sich aus Lust an der Darstellung ins Fernsehen gewagt hat.

Die Welt der Ängste ist bunt und ich bin froh dass man drüber redet weil es jedem Betroffenen das Leben erleichtert zu wissen, dass man nicht allein ist.

[Isis]

Original geschrieben von SiGuenther
dass wir das "ignorant" hier mal ganz schnell wieder zurücknehmen, ja?

WIR ? Ich komm mir vor wie beim Arzt

Wie ich darauf komme? Weil kein Mensch, der mal deswegen gelitten hat und in Therapie war, sowas sagen/schreiben würde. Ich kenne genügend Leute, die z. B. aus lauter Scham nicht zum Psychologen gehen.

Wie ein Nicht-Besuch-beim-Arzt ein Indikator für den Leidensdruck eines einzelnen Menschen sein kann, versteh ich nicht ganz aber vermutlich war der Abschnitt nicht so heftig gemeint, wie er auf mich wirkt (besonders das JAMMERN, das ist ein Vorurteil, das sich Menschen mit Angstzuständen oder sogar Depressionen immer wieder anhören dürfen).

[jerry]

Original geschrieben von Tatjana25
Ich kann mich Noemi nur anschließen. Wer selbst noch keine Panikattacken hatte, kann sich da nicht wirklich reinversetzen.

Das kann ich nur so unterschreiben!

[Marlene25]

Ich möchte zu dem Beitrag von SiGuenther noch sagen, dass ich noch relativ kurz bevor ich meine ersten Panikattacken hatte selber nicht nachvollziehen konnte, wie man Angst vor Angst haben kann. Kann gut sein, dass mir auch damals Bemerkungen über die Lippen gekommen sind, die bei Betroffenen nicht grad auf Wohlwollen gestossen sind.

Ich nehme an Silke, dass Du nicht so verstanden werden wolltest wie es jetzt scheinbar rübergekommen ist, man muss sich als Betroffene nur SOVIEL Blödsinn zum Thema von Laien anhören, dass einem schnell der Kragen platzt, nichts für ungut.

[SiGuenther]

Hi!

Ich denke, ich kann wahrscheinlich mit Fug und Recht behaupten, dass ich bestimmt mehr Angst habe als ihr alle zusammen. Angefangen mit ganz doofen Kleinigkeiten bis hin zum üblichen Kram. Jedenfalls kenne ich mich mit dem Thema bestens aus.

Da ich aber bisher unter meinem eingeschränkten Leben nicht wirklich leide, habe ich auch noch nicht erwogen, einen Arzt deswegen aufzusuchen. Sollte es aber weiter überhand nehmen, muss ich das auf jeden Fall tun.

Ich habe eine Schwester, die eine schwere Depression durchgemacht hat, und würde jedem eine reinhauen, der ihr unterstellen würde, sie wäre in Wirklichkeit nur faul gewesen und würde gerne rumjammern (was sie im Übrigen nie getan hat).

Aber das, was da bei RTL2 gebracht wurde, war dann doch noch ein kleiner Unterschied!

Liebe Grüße
Silke

[Lilibeth]

Ich kann als Betroffene sprechen, nehme immer noch Medikamente und bin in Therapie. Deswegen erlaube ich mir auch ein Urteil. Ich finde es, wie gesagt, mehr als befremdlich, wenn sich Menschen mit dieser Krankheit freiwillig und ohne Notwendigkeit der Schaulust einer breiten Öffentlichkeit offenbaren. Mit wirklicher Aufklärung hat das m.E. nichts zu tun. Im Gegenteil. Die Äußerung von Silke finde ich jetzt nicht so schlimm, denn sie resultiert aus dem, was sie in dem Beitrag gesehen hat und was dabei herüber gekommen ist.