In der Vergangenheit hatte ich mal eine junge Frau in der Nachbarschaft, die zuvor eine Krebserkrankung überstanden hatte. Hier wurden routinemäßig Nachuntersuchungen gemacht und ich war wirklich überrascht wie viele lange Wochen es dauerte, bis sie das Ergebnis dieser Nachuntersuchung damals mitgeteilt bekam. Ich empfand alleine schon die Ängste vor einem Wiederauftreten des Krebses durch die ewig lange Wartezeit auf das Ergebnis als sehr belastend für die junge Frau.
Sicher wird er dich nicht in alle seine Untersuchungen und Ergebnisse einweihen wollen, um dich nicht zu sehr zu belasten. Könnte mir auch gut vorstellen, dass er noch gar nicht alles von den Ärzten gesagt bekommen hat.
Wenn eine Krebserkrankung erneut auftritt ist das sicher für den Betroffenen eine niederschmetternde Nachricht. Im Vorhinein weiß man nicht immer genau wie der weitere Verlauf der Krankheit sein wird. Man braucht sehr viel Kraft und Hoffnung, um diese Strapazen zu überstehen.
Zu allererst muss der Kranke aber selbst mit der Situation fertig werden, da ist es nur natürlich, dass man sich auch mit seinem möglichen Lebensende auseinander setzt.
Weihnachten ist in einer solchen Situation zudem geradezu prädestiniert für Gedanken wie- werde ich das nächste Fest noch erleben?
Ich denke, dass dein Vater nicht will, dass Du mit ihm und um ihn barmst und er sich deshalb mit Infos dir gegenüber zurückhält.
Seine vorausgegangene Erkrankung hat ja auch gezeigt, dass die Diagnosen der Ärzte bezüglich der Lebenserwartung nicht immer zutreffen.
Als ich meine Mutter vor vielen Jahren im Krankenhaus anrief, bekam sie während unseres Gesprächs (das nichts Aufregendes enthielt) einen leichten epileptischen Anfall, konnte aber noch sprechen. Ich sagte ihr, dass ich sofort auf der Station anrufe, damit eine Schwester zu ihr kommt und dass das schon wieder wird. Da sagte sie zu mir- das wird nicht mehr und leider hatte sie recht, denn das waren die letzten Worte, die ich von ihr hörte.
Realistisch gesehen ist es (wenn man davon ausgeht, dass ein Mensch seinen nahenden Tod fühlen kann) auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass dein Vater fühlt wie es um ihn steht, zumal sein aktueller Zustand nicht besonders gut zu sein scheint. Auch dass er jetzt so vieles noch fertig kriegen will, könnte dafür sprechen, dass er momentan einen Abschluss macht, weil er nicht weiß ob er es noch mal schafft.
Unser aller Leben ist endlich und das lässt sich leider auch mit den schönsten und liebsten Worten nicht ändern.
Auch wenn es oft unglaublich schwer ist, so müssen wir uns doch alle damit abfinden.
Mittlerweile gibt es auch einige Hilfeforen für Angehörige Krebskranker im www, wo Du vielleicht Trost und Hilfe finden kannst.
Du selbst kannst wohl nur versuchen nun mehr für ihn da zu sein, indem Du ihn häufig anrufst, ihm Mut machst und deine Liebe zeigst.
Sei stark. Viel Kraft. Das Leben ist manchmal gemein zu uns.
Ich wünsche deinem Vater wirklich von Herzen alles Gute, viel Kraft, gute Ärzte und vor allem dass er seine Hoffnung und den Lebensmut nicht verliert und es nochmal schafft.