Kann es sein, dass in einigen Köpfen falsche Vorstellungen von der Kanzlerschaft umgehen? Vielleicht auch geprägt von Autokraten wie Trump oder Putin? Der Kanzler oder die Kanzlerin hat in Deutschland die Richtlinienkompetenz und Verantwortung für die Politik, ist aber an Ressortprinzip und Kollegialprinzip gebunden (Artikel 65 Grundgesetz).
Es ist nicht Aufgabe von Kanzler/in, Dinge selbst zu er"arbeiten". Es geht im wesentlichen um Führung, also darum, die richtigen Menschen (v.a. Minister) in die richtigen Positionen zu bringen, Ziele und Richtlinien zu setzen, Ergebnisse zu bewerten, Entscheidungen zu treffen und entsprechend zu präsentieren. Reden, Gesetzentwürfe, Verträge, Grußworte, Pressestatements etc. werden von anderen erarbeitet, dafür gibt es Ministerien und Kanzleramt. Je nach Temperament und Veranlagung wird jemand noch mehr oder weniger seine persönliche Note einbringen. Und wenn es auch mal im engen Terminplan Abend- oder Wochenendveranstaltungen gibt, heisst es ja nicht, dass erforderlich ist, das zusätzlich zu einer täglichen durchgehenden Präsenz abzuleisten. Ich denke, da ist genug Spielraum, wenn man es denn will, Zeit für Privatleben zu haben.