Ich könnt mich grad so ärgern, man versucht aus etwas ganz Besonderem mal wieder einen billigen Kassenschlager zu machen.
NdP, Du hast den Sinn dieses Buches völlig verkannt.
Ich kopiere hier einen Bericht herein, der ca. vier Jahre alt ist. Eine Antwort, ob ich mir den Film ansehen werde, erübrigt sich dann. Betonen möchte ich, dass ich durchaus das Recht habe, diesen Bericht hier zu zeigen.
"Eine Frau aus Berlin" schildert das Leben einer Frau IN Berlin aus Tages des Grauens und des Hungers.
Es ist schwer jetzt, über dieses Buch zu schreiben, der dem Inhalt würdig wäre und ich hab lange überlegt, ob ich es überhaupt machen soll, ob man nicht einfach das Buch selbst für sich sprechen lassen sollte.
Und doch will ich es versuchen, weil gerade diese „Frau in Berlin“ stellvertretend für eine ganze Generation von Frauen nicht „totgeschwiegen“ werden soll.
Das Buch entstand anhand von Tagebuchaufzeichnungen aus dem Zeitraum vom 20. April bis 22. Juni 1945 und es ist erschütternd und zutiefst aufwühlend, diese Aufzeichnungen zu lesen.
Dabei sind die Schilderungen keineswegs reißerisch, sondern geradezu erschreckend in ihrer Nüchternheit.
Recht viel mehr, als dass die Autorin damals so um die dreissig Jahre gewesen sein muss, wird über die Verfasserin nicht bekanntgegeben; sie selbst wollte es so. Letztlich ist es auch zweitrangig, denn ich denke, dass diese Aufzeichnungen das Leben sehr vieler Frau dieser Generation beschreiben. Sie geben uns, die wir das Glück hatten, in Frieden und Freiheit aufzuwachsen und zu leben, tiefe Einblicke in das Herz und die Seele vom Hunger gebeutelter und missbrauchter Frauen.
Wie schon erwähnt, erschrickt man auf den ersten Eindruck hin über die nüchterne Erzählweise, über die illusionslose Einschätzung der Lage, angesichts der Tatsache, was diesen Frauen damals angetan wurde. Doch kommt einem beim Lesen immer mehr die Erkenntnis, dass diese Nüchternheit, ja fast schon Gelassenheit, eine Art Selbstschutz gewesen sein muss, ein Schutzschild der Seele, sozusagen. Nur auf diese Art kann man Derartiges wohl halbwegs unbeschadet überstehen.
Mir imponiert die Stärke der Autorin ungemein. Fast gefühllos schildert sie erbarmungslose **************en, den Kampf gegen den Hunger, die entsetzliche Angst vor dem, was kommen wird.
Sie klagt nicht und sie urteilt und sie verurteilt nicht, sie nimmt an, was das Schicksal ihr auferlegt. Schwülstige Worte, aber sie treffen in diesem Fall den Kern. Nur ganz vereinzelt schreibt sie von Tränen, doch man merkt beim Lesen, wie sie sich praktisch augenblicklich wieder aufrichtet, durchatmet und den Tatsachen ins Auge sieht. Anzeichen von Selbstmitleid sucht man in diesem Buch vergebens und gerade das ist es, was so tief beeindruckt.
Trümmer, verhungerte Kinder, „halbe“ Männer, Selbstmorde aus Angst und Verzweiflung, Krankheit und Seuchen, der täglich neue Kampf ums Überleben und die Ungewissheit, was morgen sein würde, geschwächte und geschändete Frauen bestimmten das Bild dieser Zeit. Gleichzeitig die Ohnmacht, gegen all das aufzubegehren.
Für eine Frau meiner Generation ist es unvorstellbar, sich für Brot zu „verkaufen“. Doch der moralische Zeigefinger ist hier unangebracht. **************en waren „normal“; wer mag es da einer Frau verdenken, wenn sie versucht, sich ihren Peiniger auszusuchen und halbwegs „Nutzen“ daraus zu ziehen, sich das Überleben zu sichern und gleichzeitig Schutz bei ihm zu suchen? Paradox – und doch irgendwie schlüssig. Genauso unvorstellbar, darüber auch noch zu witzeln – Galgenhumor nennt man das wohl. Auch etwas, was das Überleben und Durchhalten erleichtert und darum eben auch legitim; der Zweck heiligt die Mittel!
Weitere Worte über den Inhalt dieses Buches halte ich für unangebracht, weil man ihm strenggenommen sowieso nicht gerecht werden kann.
Vielleicht noch der Hinweis, dass man schon einiges verkraften können sollte, wenn man die „Frau in Berlin“ lesen möchte und man sollte es auch nur dann lesen, wenn man ehrliches Interesse für die Nöte der Frauen damals aufbringen kann; Sensationsgier ist auf jeden Fall unangebracht und taktlos und das ist ganz sicher auch nicht der Sinn dieses Buches.