Vielleicht hat er nicht gelernt über seine Emotionen zu reden. In einem so kleinem und beengtem Umfeld wie dem seinen, redet man über solche Dinge nicht. Ich kenne das von dem Kaff, in dem ich aufgewachsen bin. Wir waren die Hinzugezogenen und insofern waren wir sowieso "anders" aber mein damals bester Grundschulfreund kam aus einer Familie, die in dem Ort sehr verwurzelt war. Da ging es nur um das "Was sollen die anderen denken" oder das "Wie stehen wir vor den anderen da". Zum Glück ist mein Schulfreund rechtzeitig ausgebrochen, also bevor der Leidensdruck zu gross geworden ist. Andere sind geblieben und haben sich dem Suff hingegeben. Einer hat bei seiner Pensionierung sein Outing gehabt und ist dann mit seinem Freund nach München gezogen. Wie lange hat er gelitten und gedacht, dass er es seiner Familie und sich nicht antun kann. Nur so ein Beispiel zum Verständnis...
So macht es eben jeder auf seine Art. Und was ist schon feige? Wer definiert, was feige ist? Derjenige, der nach Konventionen handelt und aus Angst vor Verlust in einer Beziehung bleibt? Wenn ich wirklich gehen will, gehe ich. Auch ohne großen Abschied. Das kann ich verstehen... auch wenn ich es nicht so machen würde.
Und was sind denn "seine Liebsten"? Eine Definition die von den "Liebsten" erstellt wurde? Wer sagt denn, dass sie die "Liebsten" waren?