Rachesommer von Andreas Gruber
Timur Vermes "Er ist wieder da"
"Das Buch ist einfach un-glaub-lich, eine bitterböse, rabenschwarze Satire auf Hitler. Und beim Hörbuch übertrifft Christoph Maria Herbst sich selbst, ich habe heute reingehört.
Eine Rezension bei amazon:
"Wie er hierher gekommen ist, weiß er auch nicht genau. Seine Uniform riecht nach Benzin und er liegt im Geröll einer Baulücke in Berlin. Und wo eigentlich ist der Führerbunker? Der Führer braucht schließlich einen Führerbunker. Und ein Volk.
Doch Adolf Hitler begreift schnell, dass er sich im Jahr 2011 befindet und dieses Volk dringend seiner Führerschaft bedarf. Sehr dringend sogar. Und die neuartigen Technologien faszinieren ihn ganz besonders: Mobiltelefone, Internet, Privatfernsehen. Hätte es das nur damals schon gegeben. Goebbels hätte seine wahre Freude gehabt.
Und dann spielt ihm auch noch der Zufall in die Hände, als er auf die Produktionschefin einer Fernsehfirma trifft, die ihm ein Forum in einer Comedy Show gibt. Dem Publikum vergeht schnell Hören und Sehen und der Aufstieg des größten Hitler-Darstellers aller Zeiten ist unaufhaltsam. Nur ist er kein Darsteller. Er ist es selber. Und er ist so bösartig wie eh und je.
Timur Vermes begibt sich mit diesem Plot auf ziemlich dünnes Eis. Hitler und Satire - das kann gewaltig ins Auge gehen, vor allem, wenn das gesamte Buch auch noch aus der Ich-Perspektive geschrieben ist. Keine relativierende Klarstellung, keine andere Sicht auf die Dinge als einzig die Sicht des Führers. Und dieser Mann ist dazu noch wortgewandt, schlagfertig und überaus gewitzt. Wenn er über unsere bundesdeutschen Politgrößen herzieht, ihr hohles Gewäsch als das tituliert, was es ist, nämlich hohles Gewäsch, wenn er über modische oder technologische Entgleisungen lästert, ja, das ist einfach grandioses Kabarett. Da sitzt jede Pointe, aber mit dem Florett gefochten! Da erkundigt sich die Krankenschwester mitfühlend bei ihm: "Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen", und er schnarrt: "Däm gäht's goot!". Oder er echauffiert sich wortreich darüber, dauernd mit einem gewissen "Stromberg" verwechselt zu werden. Oder wenn er die ungaren Jüngelchen in der NPD Parteizentrale vor laufender Kamera rundmacht. Das ist der Nährboden für grandiose Dialoge auf höchstem satirischen Niveau.
ÜBER Hitler darf man sicher lachen. Aber MIT Hitler? Ich hatte ein ehrlich schlechtes Gewissen, bis mir Vermes perfide Strategie klar wurde: Hitlers Demagogie unterscheidet sich letztlich nur in der Klientel von der Demagogie unserer Parteien, und Goebbels Propagandaministerium hätte mit der Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben sicher auch einen Pakt zum gegenseitigen Nutzen geschlossen. Manche brachiale Schlagzeile der jüngeren Vergangenheit ließ Hitlers Herz bereits höher schlagen. In den fiktiven Dialogen mit Renate Künast oder Sigmar Gabriel, die am Ende den vermeintlichen Hitler-Darsteller als großes Polittalent sogar in ihre Reihen locken wollen, ist Hitler seinen Gegnern so heillos überlegen, dass es mich gegruselt hat. Seine raffinierte Argumentation, sein verführerischer Charme, der zum Angriff übergeht, sobald sich die passende Gelegenheit ergibt, seine eiskalte Strategie, ohne Mitleid und Skrupel - da spricht kein dumpfer Neonazi, sondern ein blitzgescheiter Überzeugungstäter."
(http://www.amazon.de/Er-ist-wieder-Der-Roman/dp/3847905171)
H.G. eve
Wozu braucht man ein Gehirn, wenn man es nicht benutzt?
@Eve
Ich wollte es auch demnächst lesen aber ich weiß nicht, ob ich für eine Satire über Hitler bereit bin. Einerseits wäre es interessant andererseits will ich im nicht so viel Raum geben,er ist,war und bleibt für mich ein????????? Ich finde keinen passenden Ausdruck.
Es ist Satire. Nicht mehr und nicht weniger. Uglaublich witzig, aber gleichzeitig unglaublich erschreckend. Der Autor verherrlicht Hitler nicht, sondern beschreibt ihn als genauso bösartig, wie er war.
Die fiktiven Reaktionen der Menschen dagegen machen Angst, weil man sich denkt "oh ja, es könnte tatsächlich auf ihn heute so reagiert werden". Wir denken, wir wären aufgeklärt - und dann bekommen wir einen solchen rabenschwarzen Spiegel vorgehalten. Zwar witzig, aber so, dass einem das Lachen oft buchstäblich im Halse steckenbeliebt.
Geändert von all about eve (11.01.13 um 21:17:50 Uhr)
H.G. eve
Wozu braucht man ein Gehirn, wenn man es nicht benutzt?
Wovon wir träumten - ich bin enttäuscht
Das Thema finde ich total interessant, aber der Schreibstil nervt mich total ab. Ist wahrscheinlich künstlerisch wertvoll, aber diese unendlichen Aufzählungen gehen mir auf den Geist und ich möchte immer "Ja! Ich habe es verstanden!" brüllen. Schade.
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