Vor gut 30 Jahren habe ich im Krankenhaus gearbeitet, angeschlossen war die Diakonie mit Obdachlosenbetreuung. Ich habe dort einige Obdachlose kennen (- und schätzen) gelernt. Nun ja, damals waren es hauptsächlich ältere Männer die durch Deutschland getingelt sind, mit den dementsprechenden bunten Lebensläufen. Mir gingen manche Lebensgeschichten doch sehr nahe - es ist nun mal so, dass nicht jeder in das Normlebensmodell passt in dem wir alle leben. Aber damals waren es doch mehr die Exoten die auf der Straße lebten. Die kamen eigentlich ganz gut zurecht und haben sich auch gar nicht beklagt. In unserer Kleinstadt waren auch mehr oder weniger immer die gleichen zu sehen - je nach Saison - und hin und wieder hatten sie auch einen Job bei einem Bauern, bzw. waren mehrere Wochen in der Stadt. Auch die "Kurzzeitobdachlosen" hatten damals noch gute Karten irgendwie einen Job und Wohnung zu bekommen. Das lag aber auch daran, dass es nicht so viele waren und in einer Kleinstadt ist sowieso fast keiner anonym gewesen.
Das ist heute anders! Man kann die Situation von damals nicht mit der heutigen vergleichen. Hier in Hanau gab es bis vor einigen Jahren noch das "grüne Haus" bei mir in der Nähe. Das waren von kirchlichen Trägern Obdachlose untergebracht. Das ist inzwischen geschlossen - ich denke aus Kostengründen - kann mich aber auch täuschen. Ich habe vor Jahren mal für eine Freundin hier an Tankstelle abends ausgeholfen und anstatt die süßen Stückchen in den Müll zu werfen, an die Männer die anfragten ob sie nach Schluss noch was bekommen, verteilt. Ja, ich weiß, dass das verboten ist - war mir egal. Heute sehe ich wesentlich mehr Männer (und Frauen!) in den mittleren Jahren, 20-. 30-jährige in der Stadt. Und ich meine jetzt nicht die Bettler aus Osteuropa - das ist eine ganz andere Geschichte. Da würde ich aus Prinzip niemals auch nur einen Cent geben.
Eine ganz persönliche Bitte hätte ich trotzdem an alle die hier mitlesen: Wenn ihr das nächste Mal in der Stadt Obdachlose/Bettler seht - bitte ansprechen, Geld nicht einfach so in den Becher werfen sondern in die Hand geben, einen schönen Tag wünschen und vielleicht sogar kurz ins Gespräch kommen.