Für jeden hat die Trauer ein anderes Gesicht und jede Form hat ihre Berechtigung. Die einen werden hart und versteinert, die anderen weinen, wieder andere blenden alles aus und suchen Ablenkung. Trauer braucht Raum und Zeit, wie auch immer sie sich äussert.
Die 1. Jahre nach dem Tod meines Vaters bin ich ständig auf den Friedhof gerannt. Morgens vor der Arbeit, abends, wenn ich von der Arbeit kam. Am WE, zwischendurch, sogar in der Dunkelheit. Jeden Tag war ich da. Ich suchte seine Nähe... und ich lernte auch andere Menschen kennen, die oft auf dem Friedhof waren. Ich denke da gerade an den älteren Mann, der bei schönem Wetter jeden Tag stundenlang auf einem Klappstuhl sitzend, neben dem Grab seiner Frau Kreuzworträtsel löste... der Hund lag neben ihm.
Es sind erst 4 Monate her, Gonzo... das ist eine so kurze Zeit. Versuche, deine Trauer so anzunehmen, wie sie ist. Und es ist doch egal, was andere Leute denken oder sagen könnten. Der Mann mit dem Klappstuhl hat sich bestimmt auch keine Gedanken darüber gemacht. Es war SEINE Art der Trauer, wenn sie für Außenstehende auch noch so ungewöhnlich zu sein scheint.
Heute gehe ich kaum noch auf den Friedhof... Die Trauer verändert sich mit den Jahren. Und das ist ein ganz normaler und auch heilsamer Prozess. Auch die, die gingen, würden nicht wollen, dass man seine Lebensjahre in Gram und Schmerz verbringt. Die Trauer hat ihre Phasen... gestehe dir diese zu...
Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.