Treffen
Durch die relativ lange Anreise mit der Bahn aus der norddeutschen Provinz in die südliche Duftmetropole Bruchsal war es für mich eine Dreitagesfahrt.
Eintreffen mit dem Zug in Bruchsal um 15.30 Uhr. Wenn ich weiß, daß mir am nächsten Tag von 10 bis 18 Uhr alle Türen, Schränke und Flaschen bei einem ausgesprochen großzügigen und toleranten Duftmenschen offen stehen, sollte es mir die gute Kinderstube eigentlich verbieten, schon am Freitag um 15.30 Uhr in die Parfümerie zu gehen, aber der Bahnhof liegt halt so verführerisch nah zu Wuchsa …
(Noch) ganz höflich und vorsichtig wollte ich nur einen einzigen teuren Xerjoff testen, weil ich befürchtete, daß ich ihn am nächsten Tag im allgemeinen Duftgewabere nicht mehr wahrnehme. Die Freundlichkeit und die Gelassenheit des gesamten Wuchsa-Teams nahmen mir allerdings schnell die Scheu und als 10 Minuten später fünf weitere Frauen dazukamen, wurde der erste Kaffee bestellt und alle Dämme waren gebrochen.
Unser Haupttag: Um 10 Uhr ging es los, bis 12 Uhr habe ich Düfte nur auf Papierstreifen gelassen, ab 14 Uhr war meine Nase nicht mehr bereit, mir noch zuverlässig Auskunft zu geben, so daß ich mich ausgiebig über Rhabarberkuchen, Erdbeeren, Haselnußkaffee und ansprechendste Sorten Ziegenkäse hermachen konnte.
Unsere Gruppe – und hier nehme ich Board und Junkies mal zusammen - gab zumindest äußerlich kein wirklich homogenes Bild ab. Im Alter zwischen 25 und 50, reichte das Kleidungsspektrum von „Hauptsache, es hält warm“, über lässig teuer Klassisches bis zu wirklich Eigenwilligem. Diverse Tatoos neben hübschen Halstüchlein, toughe Nietenlederbänder neben feinen Perlenketten, schönstes Langhaar neben Raspelkurz, Louis Vuitton neben No Name. Und trotzdem: jeder redete, fachsimpelte und scherzte mit jedem, keine Ausgrenzungen, keine kleinen Bosheiten und es war natürlich auch egal, ob man aus dem Board kam oder von den Junkies.
Meine Parfumausbeute:
*Les Espionnes du Tsar von Roméa d’Améor. Nachdem ich schon Les Impératrices Japonaises und Les Maitresses de Louis XIV. habe und auch den baldigen Kauf von Les Souveraines d’Egypte nicht ausschließe, möchte ich mal etwas Werbung für diese wunderschöne, fein komponierte und sehr tragbare Reihe machen, die meiner Meinung nach im Board bisher zu wenig Beachtung gefunden hat.
* Aire von Profumi di Pantelleria: Sanft, ruhig, freundlich und frisch mit weißem Tee, weißem Moschus, etwasTonka.
* Note de Luxe von Evody: Der Versuch, mal etwas auszusuchen, daß etwas dunkler und würziger ist. Ich befürchte aber schon jetzt, daß er nicht zu mir passt.
* Abfüllung von Xerjoff, Lua. Fein, edel, sehr tragbar.
* Abfüllung von Amouage, Ubar: ein reichhaltiger, klassischer Damenduft.
* Bodylotion von Acca Kappa, Muschio Bianco. Das ist Wohlfühlen zuhause.
Auf meiner Merkliste stehen Felanilla und die schönen Laboratorios. Wer einen Flieder sucht, der feiner ist als Ineke & Co., sollte mal La Tulipe von Byredo probieren. Die Xerjoffs sind nicht nur teuer, sondern auch toll gemacht, auf So Oud bleibe ich weiter gespannt. Nanadebary, Shaik und Sévigné konnten keine bleibenden Eindrück bei mir hinterlassen.
Der Abend danach:
Spargelzelt mit ca. 300 Menschen, Spargel, Jakobsmuscheln. gute Atmosphäre, schöner Wein. Die Duftwolke, die über unseren beiden Tischen schwebte, war nicht zu ignorieren. Mit Pete über unseren persönlichen Duftbeginn mit Janine D. und Charlie und unsere phänomenale Frühentwicklung hin zu Loulou und AnaisAnais gefachsimpelt. Safran mit sehr guten Ideen und einem interessanten Kofferraum … All about Eve, die mich nicht nur zwei Tage im Smart durch Bruchsal gefahren hat, sondern auch mit ihrer wirklich unglaublichen Parfümsammlung (sie hat überraschenderweise auch eine Dirndlsammlung) und Ihrem Sinn für klassische Düfte beeindruckt hat. Bedankt habe ich mich mit der Anfixe für Verveine von Heeley und L’Humniste von Frapin. Sharing nicht nur bei Ubar, sondern auch beim Apfelstrudel. Es war sehr schön mit Dir, Eve!
Wenn der lieben Bluerose ein Duft gefällt, muß ich mich stets in Acht nehmen, denn dann ist er häufig auch etwas für mich. Drucksend sind wir um Xerjoffs Elle und Lua herumgeschlichen und haben ihn uns verkniffen. Um so schöner, daß ich ihn dank Pete nun doch noch bekomme.
Angel, äußerlich ein bisschen dunkler Paradiesvogel – immer unterhaltsam, offen, nett und jemand, den man im Kopf behält. Waldelfe, Skylla, Snoozy, Susi Simpel, Deronda, Hase – alle sehr sympathisch. Und das trifft für alle Beteiligten zu, auch wenn ich jetzt nicht alle aufzählen kann. Es hat einfach Spaß gemacht. Daß uns die beiden Zeitungsfrauen über Stunden aufmerksam zugehört haben und sich später am Probieren wie beim Kaufen beteiligt haben, war eine schöne Bestätigung.
Beeindruckend gut gelaunte Wuchsas, überaus großzügig, witzig und freundlich, die uns in ihren heiligen Hallen frei schalten und walten ließen. Als Kind habe ich mir immer gewünscht, in der Spielzeugabteilung über Nacht eingeschlossen zu werden. Das Wochenende hat sich ganz ähnlich angefühlt. Herzlichen Dank für die Zeit, die Mühe, die sich daraus ergebende Putzarbeit, die netten Gespräche, das Zuhören, die Geduld, die Herzlichkeit.
Es war mit Euch allen einfach nur schön!
Hannali96
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