Lieber Kunstleder als ne Chemiebombe an der Hand
Bis zu 20 Kilo Chemie benötigt die Haut eines Bullen, bis sie tragbar ist: In vielen Schuhen und Taschen aus Leder stecken Giftstoffe. Ökopioniere suchen nach Alternativen.
Von natur-Autorin Kristin Oeing
Schwallweise strömt schmutziges Waschwasser aus einem riesigen Fass heraus. Graue Schaumkronen schieben sich einige Meter über den Boden, bevor sie in einen breiten Abfluss sickern. Es sind die Überreste von Blut, Dung und Schmutz, die da über den nackten Betonboden der Lederfabrik Heinen im nordrhein-westfälischen Wegberg fließen. Die jahrzehntelange schwere Arbeit hat in der Produktionshalle ihre Spuren hinterlassen, Fenster sind zerbrochen, Putz bröckelt von den Wänden, in die Metallgegenstände frisst sich der Rost.
Der kühle Wind, der durch das weit geöffnete Tor von draußen hereinweht, kann den Geruch von totem Tier, nassem Fell und Chemikalien nicht vertreiben. An schweren Klammern werden triefende Tierhäute durch die Halle gezogen. 40Kilo wiegt die Haut eines Bullen, bis zu 20 Kilo Chemie benötigt sie, bis sie tragbar ist. Naturfett und Eiweiß müssen aus der Haut herausgewaschen, die Haare entfernt, Schwanzwurzel, Bauchnabel, Kniescheiben abgetrennt werden. Dann erst beginnt das Gerben, jener Prozess, der die Haut haltbar macht.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/le...haut-1.2802012
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern