Zitat von
vivian
er mußte ihr seins überlassen und auf sein uraltes Teil zurückgreifen
Mir tut er aber ehrlich gesagt ziemlich leid, er wollte ihr ja nur liebevoll die schwere Tasche abnehmen und ahnte nicht, daß das Handy auf halb acht in der Außentasche steckte .... und er leidet wirklich
Ja, das ist halt blöd gelaufen. Jemand Fremdes kann für so einen Fall die Versicherung bemühen, eben weil jemand anderem ein Schaden entstanden ist. Passiert wohl auch oft bei Umzugshilfen.
Ich hatte allerdings auch mal eine Kollegin, der wirklich viel zu Bruch ging und die auch hilfsbereit war. Wir haben immer gesagt: nicht anfassen! Und sie machte es trotzdem. Wenn dann wirklich mal wieder was passierte, war der Ärger noch am wenigsten über den Gegenstand, sondern weil man es hat kommen sehen. Blöde Situation für alle.
Mein Vater war übrigens auch tagelang eingeschnappt, wenn er wirklich sauer war. Das Gegenteil, den völligen Verlust der Impulskontrolle und alles sofort in der Stimmung kritisieren, in der sie auftritt, finde ich ebenfalls albtraumhaft.
Mit meinem zweiten Mann diskutieren wir die Probleme, wenn wir uns etwas beruhigt haben und die Situation sehen können, ohne Schuld zuzuweisen, wie das im ersten Effekt oft passiert. Mach ich auf der Arbeit auch so. Das klappt erstaunlich gut. Ich hab mir gestern überlegt, wie er reagieren würde, wenn ihm das passiert, vermutlich hätte er sich augenblicklich tausendmal entschuldigt und mir mit Same-Day-Delivery sofort ein neues bestellt, ich würde das genauso machen und wenn wir dafür einen Kredit aufnehehmen müssten. Schwierig wäre es, wenn Dinge unersetzbar sind.
Bei meinem Vater hatte ich auch nicht das Gefühl, dass er es als Strafe benutzt hat, er war in der emotional völlig blockiert und konnte nicht. Eingeschnapptsein ist halt blöd für andere - für einen selbst aber sicher auch, denn manche können sich das nicht aussuchen. Es ist gefühlsmäßig wohl eine Gefahrsituation wie andere auch und man reagiert wohl typabhängig: Angriff, Flucht oder Verharren/Starre. Ich bin heilfroh, außer mit meiner Mutter ganz früher nie mit einem Angreifer zusammen gewesen zu sein, stell ich mir ätzender vor, aber auch für die ist es sicher nicht leicht. Ich bin wohl eher der Fluchttyp. Gehe aus dem Haus, erstmals ums Eck, beruhige mich. Dann bin ich meist wieder klar. War schon als Kind so. Inzwischen ziehe ich mich nur noch kurz zurück, auch weil ich die meisten Probleme nicht in der Schuld des anderen sehe, sondern in einer Situation. Diese versuche ich ganz schnell zu analysieren. Ist mir klar, was das wirkliche Problem ist, kann ich es ansprechen. Mein Mann kann sich dafür entwaffnend entschuldigen und spricht auch von sich aus Situationen an, aber auch erst, wenn er wieder klar ist.
Ich selber arbeite noch an meiner Entschuldigungstechnik, mir ist eigentlich klar, dass das meist der wichtigste erste Schritt ist, der Luft aus der Sache nimmt. Nicht, dass man es macht, sondern wie.
Wie ist das denn bei ihr sonst? Ist sie sonst auch so? Wenn nicht, würden bei mir alle Alarmglocken schrillen, weil das auf ein echtes Problem hinweist und die Sache selbst nur ein wiederholter Auslöser gewesen sein könnte. Wenn andere zwar nett, aber lernresistent sind, ist das eine schwierige Situation, bei der man sich eingestehen muss und fragen muss: will ich weiter so leben und wie weit geht das, was ich mitmachen will? Als Außenstehender sieht man oft nur die einzelne Situation, aber in einer Beziehung stecken oft komplett bekannte Abläufe dahinter, die das eigentliche Problem sind.
Sie lasen ein Posting der Samstagsandacht.
"Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem."
Jack Sparrow