Dass du ein schlechtes Gewissen bei kurzen AUs hast, kenne ich auch. Wenn ich mal wegen Erkältung oder Migräne ausfalle, mache ich das immer sehr ungern. Oder ich bekomme ca. zweimal pro Jahr drei Tage lang Infusionen und falle dann wegen der Nachwirkungen immer zwei Wochen aus. Das verschiebt sich immer, weil ich ein schlechtes Gewissen habe.
Die Male, wo ich aber länger ausfiel nach OP oder Anfang des Jahres nach einem sehr schweren Infekt, war es mir irgendwann ziemlich egal. Da ist man mental weit weg von der Arbeit. Und das, obwohl ich meine Kollegen total mag und meinen Job auch. Wahrscheinlich ist es bei deiner Kollegin genauso, dass sie mental total ausgekoppelt ist. Und wie ich oben schrieb, ist sie wahrscheinlich aus ihrer Sicht total beschäftigt. Der Arbeitgeber kann ihr auch nicht vorschreiben, worüber sie sich mit ihrem Arzt unterhalten soll. Das Einzige ist das BEM, wo der Arbeitgeber mitmischt.
Dir geht es nicht gut, einen Teil dafür siehst du bei der Kollegin. Aber du kannst nichts von ihrem Verhalten beeinflussen. Dein Arbeitgeber kann aber beeinflussen, wie er deinen Arbeitsplatz gestaltet. Du hast zwar „Entschuldigungen“ (das soll kein Vorwurf sein!), warum der Arbeitgeber nicht akut handeln kann, aber das kann doch nicht auf deine Kosten gehen!
Bevor du kündigst, würde ich nochmal mit den Vorgesetzten sprechen und ganz klar sagen, dass du über deinem Limit bist. Manchmal gibt es doch Lösungen. Ich selbst habe auch keinen 9-5 Job, aber aufgrund meiner Erkrankungen mit Hilfe von BR und Betriebsarzt ein Konzept durchgesetzt, das in meinem Bereich total ungewöhnlich ist und die meisten Chefs gesagt hätten, geht nicht, aber gut funktioniert.