Alkohol war schon immer ausgesprochen salonfähig und ist es immer noch.
Ich habe als Jugendliche auch phasenweise kampfgesoffen, das war bei uns auch nicht so abnormal und ich war noch harmlos im Vergleich zu anderen. Aber siehe da, wir sind doch alle was geworden, weil wir eben auch wussten, wann genug ist. Darum finde ich die Argumentationen, dass die Jugend heute viel schlimmer ist, nicht immer haltbar bzw. ich glaube nicht, dass das so ist. Man erinnert sich vielleicht nicht mehr wirklich an seine Jugend oder weil das Jugend-Kampfsaufen so öffentlich immer breitgetreten wird, glaubt man, es sei schlimmer als früher (ist ja mit sehr vielem so, dank (?) modernster Medien). Auch erhöhte Gewaltbereitschaft wird da gerne mal damit verknüpft; mEn hat das überhaupt nichts miteinander zu tun, sondern die Ursachen für erhöhte Gewaltbereitschaft liegt ganz woanders. Aber es ist halt eine einfache Erklärung und man kann wieder mal etwas verbieten, ist doch schön. Eben, in meinem Umfeld zu meiner Teenagerzeit haben wir wahrlich auch gesoffen - mein Gott, da sind wir auch mit zwei Flaschen Vodka an irgendein Stadtfest und haben die zu dritt oder viert leergetrunken. Das war jetzt nicht jedes Wochenende so, aber wer weiss schon, ob das bei den Jugendlichen, die da jetzt so rumschwirren, jedes Wochenende der Fall ist?
Ab 20 fand und finde ich dann dieses "wir gehen saufen" (und jaja, ich kenne massig solche, sogar welche in den 30ern) einfach nur noch peinlich.
Ich trinke heute sehr wenig. Alle paar Wochen mal ein Bier. Aber eben tatsächlich nur eins. Und zwei- oder dreimal im Jahr mal etwas mehr. Aber betrunken war ich schon ein Weilchen nicht mehr. Mir schmeckt Alkohol gar nicht mehr so. Da ich fast immer Auto fahre, bin ich ohnehin sehr konsequent im Nicht-Trinken. Früher, eben in den frühen 20ern, habe ich da auch meistens eher Unverständnis geernet und selbst in Zusammenhang mit dem Autofahren fiel meistens noch ein Spruch a la "ach ist doch nur eins, das geht schon". Ja, kann schon sein, aber es ist trotzdem unnötig. Je älter ich werde und je älter mein Umfeld wird, desto weniger ist das ein Thema, im Gegenteil, die meisten machens mittlerweile ähnlich und ich habe ein tendentiell sehr alkoholscheues Umfeld. Dumme Sprüche habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört.
Trotzdem glaube ich nach wie vor, dass Alkohol ZU salonfähig ist, zu normal ist, viele (Erwachsene) auch eindeutig zu viel trinken, auch wenn sie sich nicht jedes Wochenende ins Halbkoma saufen (nein, ich halte es nicht für normal, jeden Tag 1-2 Gläschen Wein zu trinken und ohne schwer was zu vermissen - aber mit dieser Meinung stehe ich tendentiell allein da), und dass vor allem auch Fahren unter leichtem Alkoholeinfluss viel zu locker gehandhabt wird, und das insbesondere im Business-Umfeld.
Aber irgendwann werden die schon auch noch dem Alkohol hinterherjagen, Zigaretten waren ja auch mal salonfähig und heute wird man für diese geächtet, in 20 Jahren wirds mit dem Alkohol wohl auch so sein