Da sagst du was. Eine gute Freundin von mir arbeitet in einer Hausarztpraxis als Ärztin und was sie da alles erzählt ist haarsträubend. Die Leute wollen lieber Pillen einwerfen anstatt Sport zu machen, mit dem Rauchen aufzuhören oder sich gesund zu ernähren. Das ist ja alles mit Mühe und Arbeit verbunden Ich kann diese Einstellung nicht nachvollziehen.
Ja, das stimmt. Ich bekomme auch immer diese Ratschläge, man soll dies und das nehmen und dann geht die Erkältung garantiert schnell weg oder tritt gar nicht erst ein. Das ist wie mit der Haut, wenn ein spezielles Produkt angeblich wahre Wunder bewirkt Ich nehme gar nichts, achte nur auf meine Nährstoffe.
Erkältung dauert mit Arzt sieben Tage und ohne eine Woche, das ist einfach so.
Mir hilft inhalieren, damit ich ein bischen besser Luft bekomme und der Rotz einfach mal abfliest, aber das kann ich in Ruhe machen, mit Kamillenblüten schadet es mir zumindest nicht.
Nach meiner Schulter OP habe ich von einer Freundin, die Heilpraktikerin ist, Globuli bekommen, für eine gute Heilung. Ich habe die 20 Stück jeden Tag genommen, die Schulter ist ohne Probleme verheilt, wäre sie aber wahrscheinlich auch so problemlos, es gab mir aber ein besseres Gefühl.
Wo sowas nicht schadet, finde ich es vollkommen in Ordnung; es darf nur keine Schulmedizin ersetzen, das kann es nämlich nicht.
Never judge a book by its cover...
Das Problem bei Menschen die Globulis und ähnlich wirkloses Zeugs nehmen ist, dass sie statistisch gesehen weniger schnell zum Arzt gehen, als Menschen die keine Globulis nehmen. Das heisst, dass die richtige Therapie verzögert einsetzt.
Nach dem Motto, ich warte erst mal die Wirkung der Globulis ab und wenn die nicht helfen gehe ich halt zum Arzt und dieses Abwarten ist vertane Zeit und der Schuss kann schon mal nach hinten losgehen.
Dazu kommt noch, dass insbesondere Kinder sich daran gewöhnen, dass man immer, wenn man etwas hat, etwas einnimmt. Beim kleinsten Ratscher auf dem Spielpatz werden die Arnica Globuli rausgeholt. Oder bei psychischen Reaktionen die berühmten Bachblütentropfen, die auch nur aus Wasser und Alkohol bestehen. Damit wird Kindern suggeriert, etwas einzunehmen sei "normal".
“There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)
Ja, in der Regel ist es dann eigentlich nur der Zucker der sie beruhigt. Allerdings muss ich da ruhig sein, wenn sich bei uns jemand verletzt, holt unsere Jüngste sofort ein Kühlpad.
Ich denke das Globulis & Co. oft auch einem das Gefühl verleihen, jetzt in diesem Moment helfen zu können. Und auch Eltern müssen lernen das Gefühl "das Kind hat schmerzen und außer trösten kann ich gerade nichts machen" aushalten zu können.
Ich hoffe wirklich, dass die Eltern, die erst Globulis geben und abwarten und dann zu spät zum Arzt gehen wirklich die Minderheit sind. Vielleicht lebe ich aber auch einfach nur in einer Bubble und bin naiv.
Ich gehöre jedoch auch zu dem Müttern, die genervt sind wenn die Kinderärztin nur Nasentropfen und Kochsalzlösung verschrieben hat und mir sagte, dass man Hustensaft nicht braucht. Ich bin Team Zwiebelsaft deswegen geworden
Das ist doch total sinnvoll.
Trösten ist "etwas machen". Genau das ist doch der Punkt. Die ganzen Placebos funktionieren doch genau aus dem Grund. Weil etwas "gemacht" wird. Wenn man auf eine Stelle pustet und streichelt und dem Kind sagt, dass das hilft, dann hilft das auch. Homöopathie hilft, weil der Arzt oder Heilpraktiker sich Zeit nimmt und ganz genau fragt, wann die Beschwerden auftreten und alle Befindlichkeiten berücksichtigt werden. Die Patienten bekommen Aufmerksamkeit und fühlen sich verstanden. Ganz anders als wenn der Arzt nach 5 Minuten den Rezeptblock zückt und sagt "das hier, 3x täglich!" Der Placebo Effekt ist eigentlich eine gute Sache, das sind ja die Selbstheilungskräfte des Körpers und der ist auch sehr wichtig zur Unterstützung.Ich denke das Globulis & Co. oft auch einem das Gefühl verleihen, jetzt in diesem Moment helfen zu können. Und auch Eltern müssen lernen das Gefühl "das Kind hat schmerzen und außer trösten kann ich gerade nichts machen" aushalten zu können.
Ich gehöre jedoch auch zu dem Müttern, die genervt sind wenn die Kinderärztin nur Nasentropfen und Kochsalzlösung verschrieben hat und mir sagte, dass man Hustensaft nicht braucht. Ich bin Team Zwiebelsaft deswegen geworden [/QUOTE]Ich hoffe wirklich, dass die Eltern, die erst Globulis geben und abwarten und dann zu spät zum Arzt gehen wirklich die Minderheit sind. Vielleicht lebe ich aber auch einfach nur in einer Bubble und bin naiv.
Du möchtest gar nicht wissen, was manche Eltern an sogenannten "alternativmedizinischen" Verfahren den Kindern antun. Globuli sind da der Einstieg. Bestätigt durch anekdotische Evidenz ("also bei uns hat es geholfen") ist man offen für immer abstrusere und auch sehr gefährliche Dinge. Das ist oft eine richtige Spirale.
“There are many ways you can establish your own path,” he said, sounding very much like the teacher he is. “The reason I love my catch phrase, ‘Make it work,’ is because it is not just about what is happening in the workroom, it is about life. Taking the existing conditions, the things we have available to us, and rallying them to ascend to a place of success.” (Tim Gunn)
Das erinnert mich an meine Schwiegermutter Die ist zu einem neuen Orthopäden, nach dem ihre Ärztin die Praxis aufgegeben hat. Dieser meint dann, sie soll bei der Physio Muskelaubau betreiben. Meine Schwiegermutter war ganz aufgebracht, hat sie doch nie in ihrem Leben groß Sport gemacht und hat nicht vor das jetzt zu tun. Ihre frühere Ärztin hat ihr immer Spritzen gegeben und das fand sie gut.
Stimme Dir voll zu - allerdings muss man auch vorsichtig sein, dass / wenn ÄrztInnen reflexartig Bewegung und Abnehmen als Heilmittel verordnen.
Das ist nämlich inzwischen ebenso fatal und führt laut Studien dazu, dass dicke Menschen verzögert therapiert werden bei schlimmen Erkrankungen, weil die ÄrztInnen alles aufs Gewicht schieben.
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern
Leider ist es aber bei vielen so, wenn sie leichter wären, wären manche Beschwerden einfach weg. Wenn du 20kg mehr die Treppe hoch schleppen musst, ist das halt auf Dauer schon schlimm für Gelenke und Knochen.
Von Leber etc. ganz abgesehen. Ich hab neulich eine Kiste Kölsch 2 Stockwerke hoch getragen, danach tat mein Knie weh, wenn ich mir vorstelle, ich hätte diese Belastung immer da drauf, täte es wahrscheinlich noch häufiger weh.
Manchmal ist der Bezug zur Realität halt einfach in der Wäsche...