Ich bin auch noch ziemlich verwirrt von den geschilderten Nachbarschaftspflichten. Im Prinzip geht es da um Regelung der sozialen Pflichten, weniger ums Mögen oder Spaßhaben. In einer kleinen Gemeinschaft, abseits gelegen und mit wenigen finanziellen Mitteln war das sicherlich sinnvoll, damit keiner auf der Strecke blieb, auch wenn er es sich persönlich mit einigen verscherzt haben sollte. Heute wüsste ich nicht, welche Pflicht irgendein Nachbar auf meiner Hochzeit übernehmen sollte, da will ich meine Nachbarn nicht pauschal dabei haben, und wie ein Sarg ans Grab kommt, regelt zur Not der Bestatter. Den Sinn irgendwelcher Kränze habe ich auch noch nie gesehen. Keine Frage, wer in solchen Traditionen groß geworden ist und sie wertschätzt, darf sie sicherlich fördern, aber mir als Stadtkind sagt das alles nichts.
Und bislang hat sich noch nie ein neuer Nachbar bei mir explizit vorgestellt noch hätte ich das je wo getan. Das hat sich immer ergeben, man ist sich am Umzugstag oder später im Treppenhaus, am Briefkasten, an der Mülltonne begegnet, das erste Mal grüsst man sich, beim dritten Mal kommt man ins Gespräch, oder spätestens dann, wenn man mal ein Paket angenommen hat.