In meinem familiären Umfeld war es bis vor ein paar Jahren auch immer noch Usus, dass entweder eine Tochter oder Schwiegertochter ihre Mutter/ ihren Vater bzw. Schwiegermutter/-vater pflegt. Das geht natürlich nicht mehr in einer Zeit, in der Frauen aus guten Gründen auch Geld verdienen wollen. Dass die Pflegesituation so ist, wie sie ist, wird dann immer als Ergebnis des "Siegs der Emanzen" gesehen.
Ich habe ein paar Freunde, die in der Pflege arbeiten, und sie sind alle der Meinung, dass es einfach unmögliche Arbeitsbedingungen bei schlechtem Verdienst sind, die den Beruf so unattraktiv machen. Ich kenne einen Fachkrankenpfleger, der sich hier im Ballungsraum gerade mal so eine Ein-Zimmer-Wohnung und ein Auto (braucht er für Nachtdienste) leisten kann. Er ist in der neurochirurgischen Intensivpflege, hat eine insgesamt fünfjährige Ausbildung, muss sich bestens mit allen Arten von Katecholaminen, starken Medikamenten, Beatmungsmaschinen etc. auskennen, ist direkt für Leben oder Tod von Menschen verantwortlich und verdient unterdurchschnittlich. Das kann doch nicht sein!
In der Altenpflege sieht es nicht besser aus. Natürlich ist das eigentlich keine Entschuldigung für die schlechte Behandlung von zu pflegenden Menschen, aber mit Sicherheit eine Erklärung, warum es soweit kommt.