Worüber habt ihr euch heute gewundert?

[Nele S]

Im Instagram-Account der Tagesschau steht ein Beitrag, dass über die Wiedereinführung der Wehrpflicht debattiert wird. Oder über ein „Dienstjahr“ für Jungen und Mädchen/Männer und Frauen nach der Schule oder nach der Ausbildung, entweder in der Bundeswehr oder im sozialen Bereich.
Die Kommentare haben mich ehrlich gesagt entsetzt. Wenn wie geplant, die Bundeswehr „aufrüstet“, oder spätestens jetzt aufgrund der aktuellen Geschehnisse muss es doch möglichst viele Leute geben, die wissen, wie man sich im Ernstfall verhält in der Truppe, oder auch wie die „Hardware“ funktioniert (und hoffentlich nicht eingesetzt werden muss). Ich habe nur quer gelesen, aber 90% oder mehr der Kommentare lauten „Sklaverei von jungen Leuten“, die „Älteren bestimmen mal wieder, was die Jungen machen sollen“, „Ich soll nach der Ausbildung was für den Staat tun? Ich zahle doch schon Steuern“, „billige Arbeitskräfte für die Pflege“, „Die Zeit junger Menschen gehört ihnen selbst und nicht dem Staat“, „gar keinen Bock“…tbc.
Ich finde es erschreckend, wie wenig viele junge Leute bereit sind, etwas für die Gesellschaft zu tun. Zu „meiner Zeit“ gab es noch die Wehrpflicht und ich musste nach dem Abi auch ein Jahr sozusagen für fast nichts arbeiten, bevor ich zum Studium konnte. Das finden/fanden alle nicht gut, aber letztlich macht doch so ein Jahr doch auch irgendwo etwas Sinn.

[Gästin]

Wo macht Wehrdienst denn Sinn? Zu "meiner" Zeit gab es auch Wehrpflicht und die jungen Männer, die nicht wollten, wurden vor Gericht gezerrt und anschließend eingesperrt oder zum Dienst an der Waffe gezwungen. Das und Krieg fand ich damals schon extrem scheiße und ich bin nach wie vor gegen Aufrüstung und Wehrpflicht.

Im übrigen kenne ich genug junge Leute, die etwas für die Gemeinschaft/Gesellschaft tun - ganz freiwillig. Und das finde ich richtig gut.

[LinniMaus]

Schwierig... Meiner Meinung nach kann in einer Wehrpflicht von 9 oder 12 Monaten, die mit einer heftigen Grundausbildung verbunden ist, nicht wirklich was "vermittelt" werden, das hilft bei einem eventuellen Krieg.
Da sollte die Bundeswehr lieber lukrative Angebote machen und schauen das sie SAZ (Soldat*innen auf Zeit) einstellt, bzw. für eine bessere Übernahmequote sorgen, das man nach den 12 Jahren SAZ auch bleiben kann. Ich spreche aus Erfahrung, eine Freundin von mir war bei der Bundeswehr, hat dort im Anhang studiert und ist nun also zivile Psychologin dort. Aber diese Möglichkeiten haben die wenigsten dort bekommen.

Das alle ein FSJ machen sollte, dem stimme ich allerdings zu. Nicht nur um die Altenpflege zu entlasten, sondern einfach um etwas fürs Leben zu lernen. Ich sehe so viele dual Studierende bei mir in der Firma, die haben noch nie gearbeitet, die haben keine Ahnung was sie da machen. Und nein, die werden nicht wie Azubis ausgebildet, die werden z. B. in Projekte gesteckt und sollen dann selbst sehen wie sie klar kommen. Wenn ich schon keine Ausbildung mache, dann sollte ich eine FSJ machen, nicht nur um die Gesellschaft zu unterstützen, sondern einfach um mal einen normalen Arbeitsalltag kennenzulernen.

[Nele S]

Mir ging es in meinem Post nicht um Wehrpflicht ja/nein, sondern darum, wie wenig Bereitschaft da ist, etwas für die Gesellschaft zu tun.

[LinniMaus]

Versteh ich Nele, nur in dem Kontext kann ich die jungen Leute halt auch verstehen.

[Gästin]

..., sondern darum, wie wenig Bereitschaft da ist, etwas für die Gesellschaft zu tun.

Woran machst du das dann detailliert fest? Was sollen junge Menschen deiner Meinung nach dann tun?

[*LV*]

Ich wäre auch für ein freiwilliges Jahr, da können einige etwas lernen was sie bis dato noch nicht gelernt haben.

[Maja]

Ich fand die Diskussion die Wehrpflicht damals abzuschaffen immer sehr komisch. Da war ja immer das Argument, dass die Frauen das ja nicht machen müssen. Für mich war das ein absolutes Zeichen das wir mit der Gleichberechtigung so weit hinterher hinken, dass man sie lieber abschafft, als Frauen an die Waffen zu lassen. Oh Gott, wie wie viele Diskussionen ich damals mit meinem Vater (früherer Zeitsoldat) hatte, dass Frauen nicht in den Krieg gehören. Ich könnte heute noch kotzen *sorrynosorry* Für mich wäre die logische Konsequenz gewesen das so wohl Männer als auch Frauen ein Jahr ableisten, entweder im sozialen Bereich oder bei der Bundeswehr. Jetzt Jahrzehnte später, bin ich der Meinung das dies auch viele Menschen erden würde bzw. geerdet hätte und vielleicht andere Möglichkeiten aufweisen würde. Einige aus meinem Bekanntenkreis sind durch den Wehrdienst bei der Bundeswehr geblieben, manche haben dort studiert, andere sind durch den Zivildienst in Bereiche reingekommen, die für sie in Schulzeiten undenkbar gewesen wären, und sind dort geblieben.
Ich fand es immer schade, dass dieses Thema immer so negativ rüber kommt. Mal davon abgesehen, dass es sehr naiv war zu glauben, dass immer Frieden herrscht!

Wenn alle dieses Jahr oder 9 Monate geleistet hätten wäre es einfach ein Dienst für die Gesellschaft, da ist nichts unfaires dran. Dies aber wieder einzuführen wird wahrscheinlich schwer.

Ich muss jedoch gestehen, dass es schon eine gewisse Ironie beinhaltet, dass diese Diskussion wieder aufkommt.

[Maja]

Ich denke auch schon, dass ein Unterschied macht, ob man eine Grundausbildung gemacht hat oder nicht. Man hat schon mal eine Handwaffe in der Handgehalten und kann diese dann hoffentlich einschätzen. (Gut, man könnte auch einen Jagdschein machen, aber Menschen die Tiere in ihrer Freizeit erschießen wollen sind mir suspekt, auch wenn es nötig ist.)
Kann einen Verband gescheit anlegen und sollte eine Straßenkarte lesen können (kann heute wirklich nicht mehr jeder )
Nein, so ein paar Basics bleiben wahrscheinlich schon hängen.

[Polarlicht]

Ich denke auch schon, dass ein Unterschied macht, ob man eine Grundausbildung gemacht hat oder nicht. Man hat schon mal eine Handwaffe in der Handgehalten und kann diese dann hoffentlich einschätzen. (Gut, man könnte auch einen Jagdschein machen, aber Menschen die Tiere in ihrer Freizeit erschießen wollen sind mir suspekt, auch wenn es nötig ist.)
Kann einen Verband gescheit anlegen und sollte eine Straßenkarte lesen können (kann heute wirklich nicht mehr jeder )
Nein, so ein paar Basics bleiben wahrscheinlich schon hängen.

Ich stimme dir absolut bei allem zu (außer dass ich Leute mit Jagdschein nicht suspekt finde ). Wenn ich zurückdenke an die Zeit, in der ich noch nie eine Waffe in der Hand gehabt hatte, dann hätte ich damals damit sicher nicht umgehen können. Man lernt ja auch nicht nur den Umgang mit Waffen, auch den Zusammenhalt als Gruppe, Durchhaltevermögen, etc. Das muss alles nicht immer so negativ gesehen werden, auch wenn es natürlich am besten wäre, man bräuchte das alles nicht.

Aber seien wir mal ehrlich, es wird immer machtbesessene, alte, weiße Männer geben, die in ihrem Wahn Dinge tun, wie es eben Putin, Hitler, Stalin, etc. getan haben. Schaut euch doch die Tendenz an: Trump, Bolsonaro usw. Warum sind die an der Macht? Und wie kann man die aufhalten? Nicht mit reden.