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Thema: Generation Rotzlöffel

  1. #41
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    apia, in meiner Familie hat kaum jemand etwas über diese Zeit erzählt, es wurde irgendwie ausgeklammert.
    H.G. eve

    Wozu braucht man ein Gehirn, wenn man es nicht benutzt?

  2. #42
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    Ich weiß es nicht. Wir können nur versuchen nicht die gleichen Fehler zu machen und keine Sündenböcke in der Gesellschaft zu suchen. Ich bin aber relativ optimistisch, soweit das eben geht.
    Die ganzen superegoisten ( Ironie) wären nicht mehr so leicht bereit für Ihr Vaterland zu sterben und in den Krieg zumziehen.
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  3. #43
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    Zitat Zitat von all about eve Beitrag anzeigen
    apia, in meiner Familie hat kaum jemand etwas über diese Zeit erzählt, es wurde irgendwie ausgeklammert.
    Das ist eigentlich nicht so gut. Vielleicht schämen sie sich, aber nur so geht Aufarbeitung.
    Und wie gesagt, ich habe es mit ein paar sehr seltsamen Meinungen zu schaffen. Zum Glück ist meine Mutter zumindest nicht so empfänglich.
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  4. #44
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    Zitat Zitat von Medha Beitrag anzeigen
    @Datura: der Holocaust hätte nicht stattfinden können, wenn es nicht genug Menschen gegeben hätte, die mitgemacht haben. Die ihre Nachbarn denunziert haben oder es sich hinterher auf den Sofas der geplünderten jüdischen Familien gemütlich gemacht haben. Du relativierst noch genau so, wie die Generation die daran beteiligt war, obwohl Du es eigentlich gar nicht nötig hättest dich von irgendeiner Schuld wegzuerklären. Das was Du tust, ist der typische Mechanismus mit dem man immer noch versucht sich selbst aus der Verantwortung für sein Handeln zu nehmen. "Wenn es mir jemand befohlen hat, wenn es jemand angeordnet hat, dann trage ich keine Verantwortung mehr für mein Handeln"

    Genau das hat die gesellschaftliche Emanzipationsbewegung Ende der 60er, die sich auf Philospophen wie Adorno bezieht ("Es gibt kein richtiges Leben im falschen") thematisiert. Wie auch es Hannah Arendt beim Eichmann Prozess thematisiert hat, dass der Eichmann eigentlich ein jedermann, banal war. Für mich ist das eine zentrale Erkenntnis und Lehre, die man insgesamt aus unmenschlichen Grausamkeiten ziehen kann. Dass die Abgabe von eigener Verantwortung einen Schritt zur Entmenschlichung darstellt.
    Nun, du relativierst die Verantwortung der damaligen Generation, indem du übersiehst, daß nach '33 ein Widerstand gegen die Nazis in der Regel für den Betreffenden im KZ endete. Heute läßt es sich natürlich leicht tönen, daß man auf die Straße gegangen wäre und daß man sich selbstverständlich nicht vom allgemeinen antisemitischen Wahn hätte anstecken lassen.
    Unsere heutige Generation kriegt es doch nicht einmal fertig, gegen TTIP oder Monsanto auf die Straße zu gehen, obwohl heute niemand mehr fürchten muß, deswegen hingerichtet zu werden.
    Höchstens wenn es gegen Ausländer geht, kriegt man da und dort ein paar Tausend auf die Straße, bzw. wenn es gegen jede Menschen geht, die gegen Ausländer auf die Straße gehen...

    Und nochmal: Ich habe nicht behauptet, daß es nicht viele Menschen gab, die den NS aktiv oder passiv ermöglichst haben. Aber von einer ganzen Generation zu sprechen halte ich schlicht für ungerecht. Die meisten Menschen waren nun einmal nicht direkt beteiligt, wußten zu wenig oder hatten berechtigte Angst um ihr eigenes Leben.
    Aus unserer heutigen Perspektive, mit unserem Bildungshintergrund, unserem Demokratiebewußtsein und unserem Verständnis von Menschenrechten sieht alles ganz anders aus als in den Zwanzigern und Dreißigern. Wir kennen weder Hunger noch haben wir Kriegserfahrungen, noch haben wir eine Arbeitslosigkeit von 20 Prozent. Wir haben nicht einmal mehr genug junge Leute, die auf die Straße gehen könnten weil sie sich vor ihrer Zukunft fürchten, obwohl sie allen Grund dazu hätten. Stattdessen habe wir eine Rentnergeneration, die die Zukunft ihrer Kinder und Enkel verfrühstückt.

    Diese Unstände muß man einbeziehen, ohne sich vorwerfen lassen zu müssen man würde versuchen, Schuld wegerklären. Vieles an der Kriegsschuld MUSS relativiert werden, um der damaligen Generation gerecht zu werden.

  5. #45
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    Und zur 68-Bewegung muß gesagt werden, daß den Beteiligten ihre eigene ***uelle Befreiung jedenfalls wichtiger war als die Befreiung von den Nazi-Altlasten.

    Man muß den 68-ern allerdings zugute halten, daß zu Beginn der Bewegung eine systematische Aufarbeitung der Ns-Zeit noch gar nicht begonnen hatte. Viele wichtige Dokumente sind erst in den 80er Jahren veröffentlich worden, bzw. Journalisten zugänglich gemacht worden. Aber es ist nicht so, wie es von apia dargestellt wurde, daß die 68-er sich sogleich eifrig auf die Aufarbeitung der NS-Zeit gestürzt hätten.

  6. #46
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    Man muss auch dazu sagen, dass die Weimarer Republik eben erst eine ganz junge Demokratie war.
    Der Kaiser bzw. das Obrigkeitsdenken war da noch in vielen Köpfen verankert und die Menschen
    es einfach nicht "gewohnt", demokratisch zu denken- das sind viele ja bis heute nicht.
    Das soll nicht als Entschuldigung herhalten, es ist nur ein Erklärungsansatz.

    Ich denke auch, aus unserer Meta-Sicht heute lässt sich vieles anders beurteilen als damals, wer weiß schon,
    wie er reagiert hätte, wenn er unmittelbar mittendrin gewesen wäre und dem Handlungsdruck unterlegen hätte.
    Auch wenn man nicht direkt "mitgemacht" hätte, wer weiß, ob man aktiv in den Widerstand gegangen wäre.

    Wie oft ist man als aufgeklärter Mensch heute in einer Situation wo man rückwirkend denkt, dass man in dieser anders hätte
    reagieren wollen oder sollen aber es nicht getan hat ?
    Wieso ist auch in unserer Zeit Zivilcourage nach wie vor nicht die Regel sondern die Ausnahme?

  7. #47
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    ICh habe doch sogar geschrieben, dass ich sehr wahrscheinlich ausgewandert wäre, weil mir das eigene Leben zu wichtig gewesen wäre. Ich mache mir noch nicht mal vor, dass ich es riskiert hätte für den Widerstand getötet zu werden.


    Trotzdem sollten wir auch nicht alles weg erklären und zu viel Verständnis zeigen. Wie schon geschrieben, was ich schon aus meiner Familie kenne, der Seite von meinem Vater, ist schlimm genug, und sehr wahrscheinlich waren sie nicht die schlimmsten.
    Mein Urgroßvater ist zu z.B. Noch 1944 freiwillig in die nsdap eingetreten aus Überzeugung, und kurz danach hat er seine Familie verlassen, Frau und vier Kinder, um im Ruhrgebiet ein neues Leben anzufangen.
    seine alte Familie blieb zurück und hatte es nicht leicht, da Sein Partei Status nach dem Krieg nicht hilfreich war.

    Es ist interessant in seiner eigenen Familie zu forschen, auch wenn das teilweise schlimme Sachen zum Vorschein kommen. Finde ich aber besser als dieses pauschale Verständnis. So viel braunes Gedankengut ist noch da, die Verklärung von Hitlerjugend und BDM ( so viel Spaß!) das ärgert mich immer sehr.

    Man kann sich aber natürlich auch vormachen, dass die eigene Familie total pazifistisch war und nur aus Angst um das Leben der Kinder nichts gesagt hat.
    Geändert von apia (17.04.15 um 05:31:42 Uhr)
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  8. #48
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    Ich weiß nur, dass ich mit Sicherheit heutzutage kein Lehrer mehr sein wollte. Klar ist, dass dieses Generationsthema uralt ist, was ja auch die Sokrates-Zitate beweisen. Die nächste Generation wird immer die schlimmste sein. Allerdings sind bestimmte Tendenzen schon spürbar und jede Generation wird ihren Stempel aufgedrückt bekommen.

    Neulich habe ich diesen Beitrag gelesen und der hat mE auch den Zeitgeist getroffen
    http://imgegenteil.de/blog/generatio...hungsunfaehig/
    Der Titel täuscht, meiner Meinung nach geht es eigentlich nicht um Beziehungen.
    Das, das, das...und das und das und das und das und das nehm ich auch.

  9. #49
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    Na klar sind heute viele Leute beziehungsunfähig, wen wundert das?

    -Erstens erlebt jedes dritte Kind bis zum 7. Lebensjahr eine Scheidung.
    -Zweitens denkt heute jeder er verpaßt was wenn er an der Beziehung festhält.
    -Drittens ist heute ein neuer Partner gefühlt nur einen Klick entfernt.

    -Viertens glauben viele, auch mit 45 noch eine Familie gründen zu können.
    -Fünftens will man Probleme in der Beziehung heute nicht mehr aussitzen, man trennt sich.
    -Sechstens erlebt heute kaum noch jemand stabile Familienverbände, auch über die Ehe der Eltern hinaus. Familien sind häufig weit verstreut, zerstritten, inexistent. Kinder fehlen häufig ganz, auch das prägt das Familienbild der nächsten Generation.

    Viele Menschen sehnen sich nach stabilen Bindungen, sind aber nicht bereit, diese auch mit allen Konsequenzen mitzuerschaffen. Man erwartet, daß man die tolle Beziehung geliefert bekommt, mit Sicherheitsgarantie, allerdings mit Rückgaberecht.
    So funktioniert das aber nun mal nicht.
    Wir haben als Gesellschaft verlernt, Verantwortung füreinander im engsten Familienkreis zu übernehmen.
    Geändert von Datura (17.04.15 um 08:41:30 Uhr)

  10. #50
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    Auch hier möchte ich die Doku über eine Scheidungsfamilie nochmal verlinken:
    https://m.youtube.com/watch?v=1LTrLL6vfDU

    Warum ist der Vater ausgezogen und hat seine beiden Kinder bzw. Babys alleingelassen?
    Warum zeugt er gleich mit seiner 23-jährigen neuen Freundin ein Kind?
    Warum, verdammt nochmal, fügt er seinen Kindern (und der Frau) diese Wunde zu, nur weil er selbst in die weite Welt hinaus will (was ihn allerdings nicht davon abhält, gleich wieder eine neue Familie zu gründen...).

    Es gilt heute als äußerst politisch korrekt, "sich zu trennen wenn die Beziehung kaputt ist".
    Und für die Kinder sei das ja auch besser. Ist es nicht, das ist zigfach belegt, daß eine Trennung fast immer das traumatischere Übel ist.

    Und auch das Modell Patchwort ist oft durch äußerst schwache Bindungen aller Beteiligten gekennzeichnet. Die Familien fügen sich eben selten nahtlos ineinander und gehen häufig bald wieder auseinander.
    Diese Kinder erleben eine Trennung nach der anderen. Ihr Vertrauen in die Welt wird laufend aufs Neue zerstört.
    Und ja, das hat Auswirkungen auf das Verhalten und die Gesellschaft.
    Ich-Bezogenheit ist nun mal der einzig mögliche Schutz wenn man laufend erfährt, daß man sich auf andere nicht verlassen kann.
    Geändert von Datura (17.04.15 um 08:48:53 Uhr)

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