Ich fand das zu erwarten. Nur die deutsche Berichterstattung war so einseitig. Mit tut es sehr leid und ich hoffe sehr, dass es ein echter Warnruf für die EU wird und das als Signal zum Wandel begriffen wird. Die meisten Argumente der Brexit-Befürworter konnte ich gut nachvollziehen und hingen mit der Enttäuschung über Brüssel zusammen, aber auch mit den Alleingängen Deutschlands. Jetzt denken die Holländer über einen Ausstieg nach, die Möglichkeit des Zusammenbruchs ist da, wenn auch nicht gerade vor der Tür. Die EU muss dringend reformiert werden. Ich hoffe, dass es generell möglich ist, bin mir aber auch nicht sicher, ob Kräfteverhältnisse und Struktur das möglich machen. Wenn selbst Frankreich, ein Kernland der EU, in der Bevölkerung mehr Gegner als Befürworter hätte, wie es dieser Tage zu lesen war, sehen wir gerade nur ein ehrliches Votum, das andere Länder nicht abgeben können, weil ihre Regierungen das nicht möglich machen.

Ich fand schon damals, dass über einen Eintritt in die EU abgestimmt hätte werden müssen, die Umwidmung der Schulden in Staatsschulden war für mich der Wendepunkt und der Beginn, zu sehen, wie unsolidarisch es wurde. Einige Brexiter beklagen besonders das. Länder werden allein gelassen, andere machen Alleingänge, Verträge werden einseitig außer Kraft gesetzt usw. Das erzeugt nicht mehr das Gefühl einer Gemeinschaft.

Ich halte es natürlich auch für nicht unwahrscheinlich, dass die britische Regierung viele selbsterzeugte Probleme der EU zugeschoben hat, das ist vermutlich in vielen Ländern so. Ich fände dann interessant zu sehen, wie es ist, wenn der Sündenbock weg ist. Für mich ist jetzt interessant zu sehen, wie sich ein starkes Land langfristig ohne die EU entwickelt und natürlich, was mit Schottland und Nordirland passiert. Beide haben für Bleiben gestimmt, aber auch nicht so überwältigend, dass ein Verlassen von GB zwingend wäre. Die Schotten tun mir leid.

Alles ungeordnete Gedanken im Moment, ich verarbeite das auch erst.