Brexit

[Gästin]

Ja, als sich der englische Herrenmensch in Indien oder Afrika bediente...

Entschuldige bitte, du schürst Vorurteile.

Die heute 65jährigen in Großbritannien haben in den 60ern Brieffreundschaften mit anderen Europäern geschlossen und Schüleraustausche durchgeführt. Ich war Teil davon und diesseits und jenseits des Kanals haben viele, aber eben nicht alle von einem vereinten Europa geträumt.

Als Herrenmensch hat sich keiner aufgeführt. Uns war klar, dass diese Zeiten vorbei waren. Vielleicht wäre es deshalb gut, wenn wir - ausgerechnet wir - nicht anfangen würden, anderen etwas vorzuwerfen.

Merry old England war das zu der Zeit genauso wenig wie Good old Germany. Europa musste sich zu Zeiten der Mittsechziger aufbauen.

Edit: also zu Zeiten derer, die heute Mitte Sechzig sind.

[Cara]

Wenn die EU-Partner jetzt ruhig und besonnen reagieren, kann es sogar eine Chance für die Gemeinschaft werden. Es wurde viel versäumt in den letzten Jahren. Europa muss den Bürgern näher gebracht werden. Wenn die EU jetzt näher auf die Bürgerwünsche eingeht, das Volk befragt, die EU nicht als Altersruhesitz für Politiker sieht, die im eigenen Land nicht viel mehr können, dann kann es eine Chance sein. Europa muss sich erneuern, in vielen Dingen. Und das nicht nur im Geheimen, nicht nur durch Expertenkommissionen. Das Volk abholen und mitnehmen, das wäre jetzt wichtig. Das ist vorher nicht geschehen.

Cameron hat allerdings eine Nation gespalten. Das Referendum hätte nicht sein müssen. Er hat vorher viele seiner Fehler und die seiner Partei auf Europa geschoben. Nun hat er die Quittung bekommen.

Und Petry von der AfD hat auch schon gratuliert. Man stelle sich den Albtraum vor: Hier Petry, in Frankreich Le Pen. In Amerika Trump. Über Putin brauchen wir dann nicht mehr zu reden. Grundgütiger!

[Butterkeks]

Man stelle sich den Albtraum vor: Hier Petry, in Frankreich Le Pen. In Amerika Trump. Über Putin brauchen wir dann nicht mehr zu reden. Grundgütiger!

Du kannst zu Patty und mir auf die Arche kommen

[Gästin]

Du kannst zu Patty und mir auf die Arche kommen

Ich möchte auch gerne mit. Büdde, büdde.

[selvie]

Wo wollt ihr hin?

[*Butterblume*]

Wo wollt ihr hin?

Gute Frage

[Dawn13]

Warum ist das Ergebnis nach Altersgruppen speziell? Dass Ältere tendentiell konservativer sind ist nichts Neues. Zudem sind viele davon in Zeiten der rosigen Vollbeschäftigung gross geworden sind, kämpfen jetzt um Jobs, Einkommen, Renten und miserablem Immobilienmarkt, und dann gibt man halt die Schuld dem neusten und sichtbarsten Element: EU. Die war vorher nicht da, früher war alles besser, also ist die logische Konsequenz der beschränkten Sichtweise: schuld ist die EU.

Gut und nachvollziehbar? Nein. Unerwartet? Kaum.

Ich hab erwartet, dass es knapp wird, bin aber überrascht, dass das durchkam. Entsetzt oder schockiert bin ich nicht. Die EU war nie wirklich vereint, und funktioniert als politisches Konstrukt nur bedingt, so richtig dabei sein wollten einige von Anfang an nicht, Probleme werden grosszügig ignoriert (Gurkenkrümmung ist halt wichtiger), beim Migrationsthema wird jeder Rassist geschrien, der es wagt etwas zu sagen, und dann passiert das, was immer passiert: man wird nicht gehört, oder glaubt nicht gehört zu werden, und greift zu extremen Mitteln, wenn man die Chance erhält. So ist die Menschheit, war sie immer, wird sie immer sein. Nur allzu gut erinnere ich mich an diverse lustige "dumme/ignorante/rassistische/spinnende Schweizer"-Threads hier (und überall sonst), die nicht beitreten wollen und versuchen ihren eigenen politischen Weg gehen, wo das eben noch möglich ist, und siehe da - kaum kriegt das erste (relevante) Land die Chance auszutreten, ist es auch draussen. Ein bisschen Amusement kann ich mir da tatsächlich nicht verkneifen, auch wenn ich - wäre ich Brite - für einen Verbleib gestimmt hätte.

Und wie immer bei eher überraschenden bis schockierenden Resultaten fokussiert man sich nun auf eine Handvoll Hassfiguren, nette Symptombekämpfung, anstatt mal endlich die Ursachen anzugehen. Es gibt einen Grund, warum populistische Propaganda etwelcher Art in so vielen Ländern tiptop funktioniert und immer besser funktioniert. Anstatt das permanent von der Hand zu weisen und - einmal mehr - grosszügig zu übersehen, sollte man sich dem mal endlich annehmen.

Für mich ist das der Anfang vom Ende der ohnehin wackligen EU. Wenn die Briten wirklich rausgehen - und nicht Schweizer-Style so lange aufschieben, bis es keinen mehr interessiert - werden andere folgen. Wie gesagt, so mancher hat die Schnauze voll, das ist nicht erst seit gestern bekannt. Frankreich und Deutschland würden genauso raus, erst recht wenn alle anderen gehen, da kann man mir erzählen was man will. Und dann ist es eh gelaufen.

Ja, kurzfristig war dies ein miserabler Entscheid. Mittel- bis langfristig - nun, schauen wir mal.