Hier, in einem Vorort von München, war es heute morgen fast schon gespenstisch ruhig - kaum Verkehr auf einer sonst am Samstag stark befahreren Landstraße und in dem Vorort, in dem es um 9:00 Uhr bereits von Menschen nur so wuselt, waren nur ganz wenige Personen unterwegs und fast alle Parkplätze leer, ebenso die Geschäfte.
Zu der akademischen Diskussion zu Terroranschlag oder nicht und der Berichterstattung - wie würdet ihr denn eine Tat bezeichnen, bei der wahllos auf Menschen geschossen wurde? Im Übrigen nicht meine Aussage, sondern diejenige des hier zu Recht viel gelobten Polizeisprechers. Das ist blanker Terror.
Ich darf euch versichern, dass es sich aus der Ferne sehr gut philosophieren lässt, auch über das Verhalten der Reporter vor Ort - wenn die Gefahr sich direkt vor der Haustür befindet, sieht die Sache ganz anders aus. Die Menschen müssen nicht nur im Olympiaeinkaufzentrum panisch gewesen sein, sondern auch fast überall in der Innenstadt. Da hat sogar der abgeklärte Polizeisprecher gesag, dass man dabei durchaus auf den Gedanken kommen kann, dass es sich um einen Anschlag handelt, insbesondere nach den Ereignissen in der jüngsten Vergangenheit. Dazu noch ständig Fehlalarme über weitere Schießereien, die sich aber erst später als solche herausstellten.
Und wenn aus allen benachbarten Regionen Polizeikräfte nach München angefordet werden, dazu noch die GSG 9 und sogar Polizei aus Österreich zur Hilfe kommt und die Bürger zudem aufgefordert werden, die Autobahnen freizumachen und zuhause zu bleiben, der öffentliche Nahverkehr komplett eingestellt wird, sämtliche Ärzte und Pflegepersonal in die Kliniken einbestellt werden - ja was zur Hölle soll man da annehmen? Die gesamte Stadt befand sich gestern im Ausnahmezustand. Da bleibt einem als Münchner nur fassungslose Ungläubigkeit.
Ich bin nach wie vor tief erschüttert, dass in meiner Heimatstadt so etwas passiert ist, in der ich mich immer sicher gefühlt habe. Die getöteten Menschen müssen hauptsächlich zwischen 14 und 21 Jahre alt gewesen sein, und eine 45-jährige Frau. Wahllos erschossen. Entsetzlich für die Angehörigen, denen es auch scheißegal sein dürfte, aus welchem Grund getötet wurde.
Mein Sicherheitsgefühl ist nicht mehr vorhanden, ich fühle mich hilflos - und ich bin zornig, sehr sogar. Und dabei war ich mindestens 25 km vom Geschehen entfernt. Wie sich die Menschen gefühlt haben müssen, die in der Innenstadt waren, mag ich mir nicht vorstellen.
Ich habe tiefen Respekt vor allen Polizeikräften, die gestern bereit waren, ihr Leben für die Bevölkerung zu riskieren, insbesondere weil die Sachlage ja lange unklar war und jederzeit aus ihrer Scht hätte wieder eskalieren können. Sie haben professionell und umsichtig gehandelt und alle Maßnahmen in Art und Umfang waren gerechtfertigt. Sie verdienen unseren Dank.