Ich glaube, es liegt an der Erwartungshaltung. Ich sehe Bridgerton nicht als Historiendrama an, wie die Presse es verkaufen wollte, sondern als Gesellschaftskomödie. Darauf weisen die Stilmittel hin, wie die zahlreichen Anachronismen und Übertreibungen. Bridgerton führt uns vor, die wir bei Jane-Austen-Verfilmungen heile Welt erwarten, denn eigentlich sind die gesellschaftlichen Konventionen der gehobenen Gesellschaftsschichten der damaligen Zeiten sehr einschränkend gewesen, geradezu erdrückend. Töchterverschacherung! Bridgerton zeigt uns, dass da eben viel Zuckerguss und Flitter in der Wahrnehmung jener Zeit ist. In dem Motiv des Coitus interruptus lese ich auch so etwas wie ein Gegenstück zum traditionellen Jungfräulichkeitsgebot, gekoppelt mit dem Anspruch an die Reinheit der Frau - also absolute Unwissenheit und Anspruchslosigkeit in körperlichen Dingen -, aber auch der Umkehrung der Thematik von ehelichen Pflichten.

Ich setze bei der Fortsetzung übrigens große Erwartungen in die Entwicklung der jüngeren Schwester Eloise.