Mein Arbeitgeber hat bis Mitte Januar Home Office empfohlen. Und wir haben eine Corona-Prämie bekommen. Das finde ich sehr nobel!
Ich versuche hier eher eine Vielzahl von Dingen zu beschreiben, die hier zu einer großen Blauäugigkeit geführt haben und das Signal Laschets, übrigens auch noch die gekippten Gerichtsbeschlüsse, führten fühlbar hier mit zu einer Bestätigung der Haltung, dass Corona nicht so wild ist und die Bundesregierung total übertreibt und die Grundrechte empfindlich beschneidet im Verhältnis zur geringen Gefahr. Die Leute suchen sich halt dann die Politiker und Wissenschaftler, die ihre Grundeinstellung stützen und argumentieren mit denen. Ich finde das legitim.
Verantwortlich ist die Naturkatastrophe. Aber in einer Region, die monatelang fast gar nichts hatte, neigt man halt dazu, gar nichts mehr ernst zu nehmen, tendenziell natürlich. Wirklich ermüdend finde ich weniger die Maßnahmen selber als dieses Bewegen zwischen den beiden Seiten, vor allem auf der Arbeit, wo man dem nicht ausweichen kann, aber auch in Familie und Freundeskreis.
Es ist sicher nicht leicht für die Politik, hier perfekt zu handeln. Ich finde auch den Versuch des Lockdown-Lights gut, wenn auch nicht verlängert, als klar wurde, dass alles stagniert, weil versucht wurde, das Wirtschaftsleben und die Schulen aufzubehalten, immerhin hat es das Wachstum gestoppt. Aber dass das nicht reicht, wusste man Ende November. Damals etwas mutiger in einen harten Lockdown zu gehen, wäre richtiger gewesen. Ich finde auch die Zeit jetzt richtig. Die meisten sind eh um Weihnachten zu Hause.
In Irland, wo die Zahlen jetzt so gefallen sind, gibt es einige Stufen, an denen sich die Bevölkerung orientieren kann. In Irland begann man Ende Oktober mit den harten Maßnahmen. Es gibt es Totalverbot von Besuchen in anderen Wohnungen (!). Einzelhandel zu bis auf Grundversorgung. Es wird geboten, in den Wohnungen zu bleiben, Homeoffice-Pflicht, wo es der Beruf auch nur annähernd zulässt. Öffentlicher Nahverkehr auf 25% Prozent eingeschränkt und vorbehalten den systemrelevanten Berufen. Dafür haben die unteren Schulklassen und Kitas geöffnet, als Einziges.
Jetzt können die wieder auf Stufe 3 runter und Lockerungen haben. Was mir gefällt ist, dass jeder weiß, wie er sich bei welcher Stufe zu verhalten hat, über Monate gleich. Bei uns ist der Einkaufstourismus durch die nahen nationalen und internationalen Ländergrenzen ein ziemliches Problem, wir sind halt nicht auf einer Insel und wir haben überall offene Grenzen.
Es gibt bis heute keine verbindliche Ansage an Arbeitgeber, nichtmal jetzt im harten Lockdown, dafür wird alles nur privat runtergeregelt. Die Akzeptanz wäre höher, wenn alle Bereiche gleich beteiligt wären, denke ich.
Geändert von Iridia (15.12.20 um 08:52:19 Uhr)
"Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist deine Einstellung zum Problem."
Jack Sparrow
Mein Arbeitgeber hat bis Mitte Januar Home Office empfohlen. Und wir haben eine Corona-Prämie bekommen. Das finde ich sehr nobel!
"Wer immer erreichbar ist, gehört zum Personal." (Karl Lagerfeld)
Die Prämie finde ich toll. Aber diese Empfehlung ist genau das, was im Posting vorher meinte. Die Arbeitgeber gehören dazu verpflichtet.
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Jack Sparrow
In der Zeit steht gerade ein interessanter Artikel über die Macht der politischen Kommunikation zum Mitmachen der Bevölkerung, auch am Beispiel Irlands.
https://www.zeit.de/wissen/gesundhei...ie-deutschland
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Jack Sparrow
Ich finde es schwierig, Irland und Deutschland zu vergleichen. Ein Inselstaat mit 5 Mio Einwohnern ist schon etwas leichter zu händeln als 83 Mio. mit einer föderalistischen Struktur und jeder Menge angrenzender Länder. Ich habe den Artikel gestern auch gelesen und mich hat er nicht überzeugt. Ich glaube nicht, dass es hier an der mangelnden Kommunikation liegt oder eine Einteilung in fünf Stufen etwas wesentlich geändert hätte.
Im Gegenteil, ich möchte nicht wissen, zu viel Verwirrung und allgemeinem Lamento das geführt hätte. Denn sinnvoll wäre es ja nur, wenn es jedes Bundesland einzeln gemacht hätte, und dann gute Nacht, vor allem, wenn man sich noch von Bundesland zu Bundesland bewegt – zB in B-Wü lebt, aber in R-P arbeitet oder umgekehrt – und stets informiert sein muss, welche der fünf Stufen gerade wo in Kraft ist.
Geändert von paulinka (15.12.20 um 10:35:10 Uhr) Grund: ergänzt
Choose your battles wisely
Frieden schafft Reichtum. Reichtum schafft Übermut. Übermut bringt Krieg. Krieg bringt Armut. Armut macht Demut. Demut macht Frieden. - J. G. v. Kaysersberg
Nordsachsen hat eine Inzidenz von 380. Das ist hoch. Vielleicht deutlich weniger als Erzgebirgskreis, aber das ist noch lange nicht niedrig. Klar, wenn hoch erst ab 500 anfängt, dann sind es nur 5 Kreise, aber die meisten würden wohl sagen, dass 200 auch schon sehr hoch ist. Und da sind genau 2 Kreise darunter in Sachsen (Landkreis Leipzig gehört nicht dazu).
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Ay ay ay ay, canta y no llores.
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Sie haben trotzdem Inzidenzen über 300, das ist immer noch sehr viel, klingt nur wenig im Vergleich zu 500 und 600. Und ich würde da nicht alles den Nachbarländern in die Schuhe schieben.
Choose your battles wisely
Baden-Württemberg hat ja auch „nur“ drei Kreise über 300 und wir haben hier viel Grenzverkehr aus der Schweiz und aus Frankreich. Ganz so einfach kann man das wirklich nicht sehen.
Grenznähe und somit Grenzverkehr ist ja immer da und für vermehrten Ausbruch kann man das nicht verantwortlich machen.
Nur weil man 1km in die andere Richtung wohnt und einen anderen Pass hat, überträgt man nicht mehr.
So schnell wie es sich gerade verbreitet kann man nicht mehr lokalisieren, wo man es her hat und was der gemeinsame Nenner war. Fröderlich ist laxer Umgang sicher nicht, aber es muss einen ja tatsächlich trotzdem nicht treffen.
Heute morgen habe ich was gelesen über wer Weihnachten mal nur klein feiern muss und nicht wegfahren sollte, soll mal an die denken, die in Pflegeberufen arbeiten und an Weihnachten arbeiten. Und sie tun es ggf. für Freunde oder Familienmitglieder oder sogar einen selbst.
Never judge a book by its cover...