Rani,
es gibt strikte Vorgaben im Altenheim. Wenn Familien ihre Lieben zu sich holen wollen oder einen kleinen Ausflug planen, ist das kein Problem. Es muss vorher angekündigt und genehmigt werden. Wenn jeder macht, was er will und sich sogar mit einer Lüge absetzt, das geht einfach in diesen Zeiten nicht. Meine Mutter und die Stationsschwester haben sich auch große Sorgen gemacht, wo die Seniorin denn so lange bleibt, sie hätte ja auch stürzen können oder ähnliches. Man war drauf und dran, die Polizei zu holen! Schließlich geht es da auch um Verantwortlichkeiten.
Außerdem schürt es massiven Neid unter den Bewohnern, wenn dann jemand zurück kommt und groß und breit erzählt, dass PER ZUFALL die Familie auf dem Parkplatz stand und zu einer Tour gestartet ist. Viele Bewohner bekommen in diesen Zeiten gar keinen Besuch mehr und nicht, weil es nicht möglich wäre, sondern weil - offen gesagt - man mit den verschärften Auflagen eine gute Ausrede hat, an den Wochenenden nicht mehr zu kommen. Den Verwandten wird dann erzählt, dass man wegen der Corona-Auflagen ja nicht kommen könnte, dabei sind es meist eher Ängste oder auch Bequemlichkeit.
Auch den älteren Herrschaften wird die Zeit langsam zu lang, für das Personal ist der Dienst mit FFP2-Maske sehr anstrengend. Selbst für meine Mutter, die wirklich ein eher ausgeglichenes und stoisches Naturell hat, ist es oft nicht einfach, die Bewohner bei Laune zu halten und Streit zu schlichten. Und selber 3 x in der Woche auf Corona getestet zu werden ist zwar einerseits löblich, andererseits doch auch eine gewisse psychische Belastung.