Nachdem ich nun einige Wochen vergeblich versucht habe, eine Impfung zu bekommen, hat sich das Thema erledigt: Nach 4,5 Jahren erfolgreichen Widerstands hat mich das Virus erstmalig erwischt.
Da ich die letzte Septemberwoche und die ersten Oktoberwochen im Job die wichtigste Zeit habe, in der ich nicht, bzw keinesfalls ausfallen darf, haben mein Mann und ich uns extra zurückgezogen, damit wir uns nirgendwo was holen. Aber einkaufen waren wir. Vorletzten Samstag. Hatte man nicht inzwischen Entwarnung gegeben für große Supermärkte mit Luftaustausch? Mir war so. Aber tatsächlich muss es da passiert sein. Mein Mann fing Dienstagsabends (vor einer Woche) an - von jetzt auf gleich "ich glaube, ich werde krank". Da er das sehr häufig hat (Probleme mit Nebenhöhlen) und sehr anfällig ist, war ich erstmal "nur" ungehalten, dass er ausfällt und im schlimmsten Fall mich ansteckt mit einer Erkältung. Mittwochs war bei mir noch alles super und ich habe ganz normal eine ganztägige Fortbildung geleitet. Donnerstags - mein Mann war inzwischen richtig ausgeknocked - habe ich einen Test gereicht. Der war dann positiv. Und zwei Stunden später ging bei mir die Nieserei los. Die Nacht war die Hölle. Solche Schmerzen! Morgens um 8 Uhr war der Test noch negativ und sie wllten mir beim Arzt noch weis machen, dass ich es vielleicht gar nicht habe (zur Erinnerung: ich hatte alle Symptome meines Mannes!). Ich musste ja hin wegen Krankschreibung.
Das Ganze war noch ziemlich unsäglich, es war der Brückentag und alle Ärzt:innen im Ort hatten frei und einer war Vertretung und da ging nix.
Mittags dann positiver Test.
Es ist ein Auf und Ab - aber es hat uns schon ziemlich erwischt. Wir liegen sehr flach. Seit gestern habe ich kompletten Geschmacksverlust. Riechen geht noch ganz ganz wenig, aber Geschmack ist futsch.
Da ich eine Gerinnungsstörung habe und sich letzte Woche schon eine Venenentzündung anbahnte, brauchte ich dringend Blutverdünnung. Das war und ist noch ein Drama, weil der Dorfarzt nur unfraktioniertes Heparin verschreiben wollte. Es ist wirklich heftig, wie problematisch das Gesundheitssystem sich inszwischen gestaltet. Von Nicht-Erreichbarkeit bis hin zu unwissenden Ärzt:innen und systemimmanenten Hürden. Und nein, das ist nicht die Ampel schuld und schon gar nicht die Grünen. Das sind eher die Folgen der letzten Jahrzehnte.
"Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin
Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern