Ich bin gerade in Korea und habe mir hier mal angesehen, was auf dem Markt ist.
Generell wird hier extremer Wert auf Haut gelegt, die Deko ist zurückhaltend und dient dazu, die Haut zu betonen.
Matte Haut gilt als schlecht gepflegt und ich sehe sie hier kaum. Wenigstens ein leichter Glanz ist überall da, aber ich habe hier auch schon öfter Haut gesehen, bei der mir der Kiefer runtergeklappt ist, so atemberaubend sah das auch.

Ich bin bis jetzt jedes Mal, wenn ich mich bei Reinigungsprodukten aufgehalten habe, auf Cleansing Balm und wasserlösliche Reinigung angesprochen worden. Die 2-Steps sind extrem wichtig und auch ich habe einen großen Teil der Verbesserung meiner Haut diesem Punkt zu verdanken.
Es gibt viele Produkte für Akne-Haut und auf der Straße sehe ich eigentlich gar keine unreine Haut. Dafür fällt hier völlig der Punkt reife oder trockene Haut weg. Ich denke, die werden eher für den internationalen Markt so vermarktet. Hier löst Feuchtigkeitslayern alle Probleme. Auch Cremes gibt es zwar,baber der Schwerpunkt der Produkte liegt bei Reinigung und Toner/Essences. Hier gibt es die meisten Produkte.

Bei Deko fällt mir auf, kräftige Lippenfarben gelten hier angestaubt. Angesagt sind diese zarten Farben, die aber zunehmend matt sind. Fast jede Firma ht in diesem Frühjahr so genannte „Blur“ Lippenfarben herausgebracht, die tatsächlich nur wie stärker durchblutete Lippen aussehen. Es wirkt in der Tat moderner. Auf der anderen Seite sind getönte Balms hier im Rennen und zwar welche, wo die Farbe auch sichtbar durchblutet wirkt, aber auch völlig blind aufgetragen werden kann. Das Ideal der Wimpern ist dünn und lang. „*****wimpern“ werden provinziell empfunden. Dazu muss man vielleicht sagen, dass die vom Äußeren auf die soziale Schicht schließen. Ich habe hier noch keinen dicken Menschen gesehen, das wird hier nicht mit zuviel Essen, sondern mit „Unterschicht“ gleichgesetzt. Selbst ich komme mit dem Sitzplatz in der Metro gerade noch so zurecht, sie sind sehr eng.

Lidstriche und das Betonen der Unterlider gelten aber als chic und elegant. Das mit den Unterlidern ist wirklich frappierend. „Aegyo sal“ wird diese Technik genannt, durch die Unterlider die Augen doppelt so groß erscheinen zu lassen. Es gilt - auch bei Männern - als totales Schönheitsideal. Ich habe das natürlich auch probiert und scheitere an meiner Augenform. Dennoch habe ich schon gesehen, dass das einige westliche Gesichter durchaus schaffen.
Hautfarben gibt es entweder den Bronzetyp oder die sehr weißen (irischen) Hauttypen. Die haben das wirklich am ganzen Körper. Es sieht wirklich in Verbindung mit den dunklen (oder sogar blondierten) Haaren richtig toll aus. Foundations scheint es auch ausschließlich für diesen Hauttyp zu geben. Mir sind alle viel zu hell - nach einem Jahr mit SPF 50.
Was ganz schlecht ist: Düfte. Die Koreaner riechen nicht nach Schweiß, ihnen fehlt wohl dieses zersetzende Enzym, auch Deos gibt es fast nicht und wenn, völlig überteuert. Das führt dazu, dass Düfte vor allem sehr zart sind und fast alles kommt aus Frankreich. Dennoch wirkt das auch bei Männern hier sehr passend. Holzhammerdüfte -> Unterschicht. Will hier keiner.

Äußeres ist viel wichtiger als bei uns. Hier laufen einige mit Bandagen vom Gesichtslifting und Nasenkorrekturen selbstverständlich auf der Straße herum, witzigerweise oft zu zweit. Obwohl hier massenhaft operiert wird, ist mir noch niemand aufgefallen, bei dem mir der Begriff „missglückt“ einfallen würde. Das Know-How scheint großartig zu sein und es gibt wirklich richtig viele auffallend schöne Menschen, die vermutlich nicht so geboren sind, wenn man sich Filmaufnahmen aus den 70ern mit großen Menschenmassen ansieht. Ist zwar ein anderes Thema, fällt hier aber schon auf.
Dies als kleiner Reisebericht mit meiner Sicht.