Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass es in der Schweiz z.B. nicht so ist und es um ein Vielfaches zu wenig Krippen gibt und die, die es gibt, sind beinahe unbezahlbar. Wir zahlen hier um die CHF 120/€ 95 pro Tag (!) pro Kind, sprich bei zwei Kindern und einem Durchschnittseinkommen lohnt sich die Berufstätigkeit tatsächlich nicht mehr. (
http://www.srf.ch/news/schweiz/kripp...eiz-am-meisten)
Ich arbeite in einem Konzern, der vor Ort über 10'000 Leute beschäftigt. Wir haben eine Krippe. Mit stolzen 15 Plätzen zu obgenannten Preisen. Brilliant. Krippen-Wartelisten in der Schweiz sind gut und gerne mal 1.5-2 Jahre und da wir nicht drei Jahre Elternzeit nehmen können, sondern gerade mal 18 Wochen Mutterschaftsurlaub zugestanden kriegen, verschärft sich das Problem erst recht, weil schlicht keine Zeit ist, noch "in Ruhe" nach einer Betreuungsmöglichkeit zu suchen.
Ansonsten glaube ich aber auch nicht, dass Krippenplätze allein das Problem sind, wie man ja anscheinend in D jetzt sieht. Das Problem ist vielmehr, dass man zwar als Mutter einen Job, aber keine Karriere haben kann, da eine "echte" Karriere im Teilzeitpensum so gut wie unmöglich ist (die paar wenigen Ausnahmen auf ein paar 100k Einwohner ausgenommen), dass die Jobs, die man im Teilzeitpensum aber haben kann, halt einfach nicht die wirklich gut bezahlten sind (die wirklich gut bezahlten würden eine Karriere bedingen) und sich somit Arbeiten aus rein finanzieller Sicht tatsächlich oft nicht nennenswert lohnt, dass viele Frauen schlicht kein Interesse an Karriere haben (und somit die ganzen akademischen Ausbildungen Verhältnisblödsinn sind, weil es zu null ROI führt) und wir generell in einer sehr maskulinen Kultur leben, in der CH noch mehr als in D (auch wenn das keiner glaubt), wo eine traditionelle Rollenverteilung immer noch von Frauen und Männern gleichermassen angestrebt wird, auch hier natürlich einige Ausnahmen vorbehalten.
Und somit müsste eine grundsätzliche Kulturveränderung angestrebt werden, die unmöglich ist, weil sich Kultur kaum oder nur über unzählige Generationen hinweg ändert, wenn überhaupt und selbst dann nur, wenn es zwischendurch keine Rückschläge gibt, etwas, was es z.B. in der Schweiz definitiv gibt und immer noch gibt. Somit ist die Ausgangslage in vielen zentraleuropäischen Staaten eine grundlegend andere als in bspw. Nordeuropa oder auch Osteuropa (und vielen anderen Ländern), das ist der Grund, warum es "dort" funktioniert und hier nicht. Frauenquoten, Krippenplätze usw usf sind alles nette Gedanken und sicherlich ist es besser als gar nichts, aber die Ursache liegt woanders. Im Prinzip wäre es auch kein Problem an sich, wenn man nicht stolz prahlen würde, wie viele gut ausgebildete Frauen man doch angeblich habe, die einem nur allesamt nichts nützen, wenn keine arbeitet und die Kosten der Ausbildung nicht in den Staat reinvestiert werden. Und es wäre auch dann kein Problem, wenn wir nicht dringend mehr Frauen mit Kindern anständig in die qualifizierte Erwerbstätigkeit eingliedern müssten, um überhaupt die nächsten paar Generationen so was wie ein akzeptable finanzielle Absicherung ermöglichen zu können.